Hungersnot in der Sowjetunion in den 1930er Jahren

Verhungernde Bauern in Charkiw (1933)
Zeitgenössische Karte in französischer und englischer Sprache mit den von der Hungersnot besonders betroffenen Gebieten im europäischen Teil der Sowjetunion (ohne Kasachstan)[1]

Die Hungersnot in der Sowjetunion in den 1930er Jahren war die nach Todeszahlen größte Hungersnot in der Geschichte der Sowjetunion und die zweite der drei großen Hungersnöte der sowjetischen Geschichte. Während die Schuld der stalinistischen Regierung und ihrer Politik an der Hungersnot unbestritten ist, sind die Intentionen der Sowjetführung sowie die Einstufung der Hungersnot als Völkermord historische und politische Streitpunkte. Ebenfalls umstritten ist die exakte Zeitspanne der Hungersnot. Sie begann frühestens 1930 und endete spätestens 1934. Die Hauptphase war Anfang 1933.

Schätzungen der Todeszahlen haben im Verlauf der Geschichte variiert, liegen aber nach neuestem Stand zwischen 8.000.000 und 9.000.000.[2] Davon entfallen über 3.500.000 auf die Ukraine,[3] über 3.000.000 auf Russland,[3] und über 1.200.000 auf Kasachstan.[4][5] Die meisten Todesfälle gab es in den ersten sechs Monaten des Jahres 1933.[6]

In der Ukraine wird die lokale Form der Hungersnot, der „Holodomor“, als Völkermord an den Ukrainern eingestuft.[7] Mehrere andere Staaten in Europa sowie Nord- und Lateinamerika teilen diese Auffassung.[8]

Die Hungersnot in Kasachstan von 1930–33 ist in Kasachstan weniger politisch gefärbt als der Holodomor in der Ukraine.[9]

  1. Quelle: A. Markoff: Famine en USSR. Russian Comercial Institute, Paris, 1933.
  2. Oleh Wolowyna: What Do We Know About the Holodomor: New Research Results, Dr. Oleh Wolowyna (Голодомор). Munk School of Global Affairs, Universität Toronto, Toronto 15. September 2016 (englisch, Online).
  3. a b Nataliia Levchuk, Oleh Wolowyna, Omelian Rudnytskyi, Alla Kovbasiuk, Natalia Kulyk: Regional 1932–1933 Famine Losses: A Comparative Analysis of Ukraine and Russia. In: Nationalities Papers. Band 48, Nr. 3, Mai 2020, ISSN 0090-5992, S. 492–512, doi:10.1017/nps.2019.55 (englisch).
  4. Niccoló Pianciola: The Collectivization Famine in Kazakhstan, 1931–1933. In: Harvard Ukrainian Studies. Band 25, Nr. 3/4, 2001, ISSN 0363-5570, S. 237–251 (englisch).
  5. Sarah Cameron: The Kazakh Famine of 1930–33: Current Research and New Directions. In: East/West: Journal of Ukrainian Studies. Band 3, Nr. 2, 10. September 2016, ISSN 2292-7956, S. 117–132, doi:10.21226/T2T59X (englisch).
  6. Oleh Wolowyna, Nataliia Levchuk, Alla Kovbasiuk: Monthly Distribution of 1933 Famine Losses in Soviet Ukraine and the Russian Soviet Republic at the Regional Level. In: Nationalities Papers. Band 48, Nr. 3, Mai 2020, ISSN 0090-5992, S. 530–548, doi:10.1017/nps.2019.52 (englisch).
  7. Alexander J. Motyl: Deleting the Holodomor: Ukraine Unmakes Itself. In: World Affairs. Band 173, Nr. 3, 2010, ISSN 0043-8200, S. 25–33 (englisch).
  8. Worldwide Recognition of the Holodomor as Genocide. In: Національний музей Голодомору-геноциду. 18. Oktober 2019, abgerufen am 16. April 2021 (englisch).
  9. James Richter: Famine, Memory, and Politics in the Post-Soviet Space: Contrasting Echoes of Collectivization in Ukraine and Kazakhstan. In: Nationalities Papers. Band 48, Nr. 3, Mai 2020, ISSN 0090-5992, S. 476–491, doi:10.1017/nps.2019.17 (englisch).

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