Iranische Mythologie

Die iranische Mythologie, zum großen Teil auch persische Mythologie, umfasst die Gesamtheit der Mythen der iranischen Völker. Hierzu gehören neben späteren Erzählungen tradierte Sagen der Frühzeit und des Altertums, in welchen uns neben altiranischen Gottheiten, den Yazata, außergewöhnliche sowie übernatürliche Personen und Wesen begegnen. Diese spiegeln häufig und in charakteristischer Weise Bilder und Ansichten zur Thematik der Konfrontation zwischen Gut und Böse, dies unter Darstellung der Taten der Götter, der Helden sowie anderer Wesen. Figuren der iranischen Mythologie weisen im Verlaufe ihrer mehrtausendjährigen Kulturgeschichte häufig und in wiederkehrender Weise eine begriffliche und sinnbezogene Weiterentwicklung auf, so beispielsweise in der Aufnahme eines Teils der Figuren und Begrifflichkeiten der frühen iranischen Mythologie in die persische Mystik. Als ein Beispiel kann die Metamorphose des Bildes des bereits in altiranischen Texten vorkommenden Vogels Simurgh hin zu einer wesentlichen Figur der persischen Mystik des 12. Jahrhunderts in der „Konferenz der Vögel“ des Dichters Fariduddin Attar dienen.

Das Gebiet der Entstehung der iranischen Mythologie und die wesentliche Region ihres kulturellen Wirkens umschließen insbesondere den Iran, Afghanistan, Tadschikistan, Mesopotamien sowie Kurdistan, den Kaukasus, Belutschistan und Teile Zentralasiens und des indischen Subkontinents. Maßgeblich für die Überlieferung der Mythologie ist das Königsbuch (Schāhnāme), das Lebenswerk des persischen Dichters Abū l-Qāsem-e Ferdousī, welches in seiner Bedeutung mit Homers Ilias vergleichbar ist. Der Umfang des Werks Homers wird durch das persische weit übertroffen. Weitere wesentliche Quellen der persischen Mythologie stellen verschiedene Abschnitte des Avesta, so die Yaschts und die Schriften des Vendidâd, sowie die Pahlavi-Literatur dar. Der iranische Schöpfungsmythos wird insbesondere im mittelpersischen Buch Bundahischn fokussiert.

Die Begriffe „iranische Mythologie“ und „persische Mythologie“ finden häufig eine synonyme Anwendung, auch wenn die ethnische Komponente des Terminus „iranisch“ sachgemäß über die persische Linie der Iraner hinaus alle iranischen Stämme einschließt. Dies liegt neben der in den iranischen Sprachen bestehenden Bezeichnung des im Abendland üblichen Begriffs Persien als Iran unter anderem darin begründet, dass erhebliche Teile der iranischen Mythologie in der persischen Sprache, hierbei insbesondere im Mittel- sowie im Neupersischen, niedergelegt wurden und die persische Sprache in kultureller Hinsicht in Zentral- und Südwestasien als eine häufig gemeinsam und teils als eine lingua franca genutzte Sprache eine besondere Stellung einnimmt.

Reliefs am Grabmal des persischen Dichters Firdausi bei Tūs (Tous, Iran) mit Szenen der iranischen Mythologie

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