Jungsteinzeit

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Steinzeit
Präsentation zum Thema Jungsteinzeit im Fränkische Schweiz-Museum in Pottenstein

Die Jungsteinzeit oder Neusteinzeit, fachsprachlich Neolithikum (aus altgriechisch νέος néos ,neu, jung‘ und λίθος líthos ,Stein‘), ist eine Epoche der Menschheitsgeschichte, die als (erstmaliger) Übergang von Jäger- und Sammlerkulturen zu Hirten- und Bauernkulturen definiert wird.[1] Das entscheidende Kriterium für den Beginn des Neolithikums ist der Nachweis domestizierter Nutzpflanzen.

Abweichend dazu wurde und wird das Neolithikum im Einflussbereich der ehemaligen Sowjetunion durch die Gegenwart von Keramik und die Abwesenheit von Metallen definiert, was insbesondere bei Zitaten (z. B. aus David W. Anthony, der dieser Praxis für die osteuropäischen Gebiete folgt) zu erheblichen Missverständnissen führen kann, da eine solche Definition im internationalen Sprachgebrauch sowohl Mesolithikum als auch keramisches Neolithikum bedeuten kann.[2]

Nach derzeitigem Kenntnisstand begann das Neolithikum zuerst um 9500 v. Chr. im Fruchtbaren Halbmond Vorderasiens (vor allem an den Südrändern des Zāgros- und Taurusgebirges). Das Beginndatum wird allerdings grundsätzlich auf die betrachtete Region bezogen, so dass die Jungsteinzeit etwa in Mittel-[3] und Nordwesteuropa erst zwischen 5800 und 4000 v. Chr.[4] begann. In mindestens zwei anderen Gebieten der Erde kam es unabhängig von Vorderasien zu einer analogen Entwicklung.

Der Übergang zur neolithischen Landwirtschaft (fachsprachlich Neolithische Revolution oder Neolithisierung) vollzog sich weltweit in geeigneten Regionen (siehe: Ökumene) je nach den vorherrschenden klimatischen und ökologischen Bedingungen unterschiedlich. Die bereits im Proto-Neolithikum vollzogene Sesshaftigkeit der Wildbeuter wurde durch den Pflanzenbau gegen Nahrungsengpässe gesichert. Während sich bei den Bauern immer größere, ortsfeste Dorfgemeinschaften bildeten, blieb die Lebensweise der pastoralen Viehhirten vorerst nomadisch oder halbnomadisch. Insbesondere der Feldbau schuf die Grundlage zu einer arbeitsteiligen Gesellschaft. Nahrungsproduktion und Vorratshaltung führten zu einer größeren Unabhängigkeit von unkontrollierbaren Bestandsschwankungen der Wildtiere und -pflanzen. Dies führte zu einem stark steigenden Bevölkerungswachstum in den neolithisierten Regionen.

Das Ende der Jungsteinzeit wird in der Alten Welt als Übergang zu den Epochen der frühen Metallverarbeitung definiert. So wird die Kupfersteinzeit in Europa und Vorderasien noch als letzte Epoche der Steinzeit betrachtet, während die anschließende Bronzezeit die Jungsteinzeit je nach Region zwischen 3300 und 1800 v. Chr. ablöste. In Afrika folgte auf die Jungsteinzeit direkt die Eisenzeit. Im präkolumbischen Amerika entwickelten sich unabhängig von eurasischen Verhältnissen diverse metallverarbeitende Kulturen, allerdings wurden Steinwerkzeuge auch in den metallurgisch fortschrittlichen Gesellschaften des andinen Raums im Alltag nie völlig durch Bronze ersetzt.[5] In Australien und Ozeanien gab es hingegen vor der Kolonisierung durch Europäer keine Metallverarbeitung.

  1. weswegen sie in Dänemark, aber auch in Bezug auf angrenzende Regionen Norddeutschlands auch als Bauernsteinzeit bezeichnet wird
  2. David W. Anthony (2007): The horse, the wheel, and language. ISBN 978-0-691-05887-0, S. 126.
  3. Hermann Parzinger: Die Kinder des Prometheus. Eine Geschichte der Menschheit vor der Erfindung der Schrift. C. H. Beck Verlag, München 2015, ISBN 978-3-406-66657-5, S. 113–122: „1 Spezialisierte Wildbeuter der Levante nach dem Ende der Eiszeit“, „2 Erste Schritte zu bäuerlichem Leben im Fruchtbaren Halbmond“, „Die ältere vorkeramische Periode A (PPN A)“; S. 232–235: „3 Die Anfänge bäuerlichen Lebens in Mitteleuropa“.
  4. Nadja Podbregar: Großbritannien: Migranten schon in der Jungsteinzeit. Artikel in Wissenschaft.de vom 16. April 2019, Online-Version, abgerufen am 6. Dezember 2019.
  5. Terence N. D’Altroy: The Incas. Second Edition. Blackwell, Malden 2015, ISBN 978-1-4443-3115-8, S. 318 f.

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