Justinianische Pest

Justinianische Pest
Kaiser Justinian I., Detail einer Mosaikdekoration in San Vitale in Ravenna, vor 547
Daten
Krankheit Pest
Krankheitserreger Y. pestis, Biovar Antiqua
Beginn 541
Ende 770

Bei der Justinianischen Pest, seltener auch Pest des Justinian genannt, handelt es sich um eine zur Zeit des oströmischen Kaisers Justinian (527–565) ausgebrochene Pandemie, die erstmals 541 in Ägypten in den Gesichtskreis der Geschichtsschreiber trat, 542 Konstantinopel erreichte und sich bald darauf im gesamten spätantiken Mittelmeerraum verbreitete. Diese Pandemie trug infolge der Bevölkerungs- und Wirtschaftsverluste möglicherweise indirekt zum Misserfolg der Restauratio imperii Justinians und dem Ende der Antike im 6. Jahrhundert bei.

Sie gilt als die größte antike Epidemie zwischen Nord- und Nordwesteuropa, dem Mittelmeerraum und dem Sassanidenreich. Nachdem sie 544 im Oströmischen Reich für erloschen erklärt worden war, flackerte sie 577 wieder auf und blieb im Mittelmeerraum lange Zeit endemisch. Bis nach 770 kam es zu unregelmäßigen Ausbrüchen der Krankheit, der apokalyptische Ausmaße zugeschrieben wurden. Nach derzeitigem Forschungsstand handelte es sich bei der Seuche um die Pest, ausgelöst von dem Erreger Yersinia pestis (Biovar Antiqua).[1] Wie gravierend die Folgen dieser Pandemie waren, ist Gegenstand einer intensiven Forschungsdebatte.

  1. A. Rakin: Yersinia pestis Eine Bedrohung für die Menschheit. In: Bundesgesundheitsbl-Gesundheitsforsch-Gesundheitsschutz. Band 46, 2003, S. 949–955, doi:10.1007/s00103-003-0713-3, auf rki.de rki.de hier S. 949. In der aktuellen Forschung wird davon ausgegangen, dass Y. pestis sich vor etwa 15.000–20.000 Jahren aus Yersinia pseudotuberculosis heraus entwickelt hat (siehe M. Achtman u. a.: Yersinia pestis, the cause of plague, is a recently emerged clone of Yersinia pseudotuberculosis. In: Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America. Band 96, 1999, S. 14043–14048). Es sind genetisch vier Biovare von Y. pestis abzugrenzen, die sämtlich in Asien ihren Ursprung hatten, sich aber auf unterschiedlichen Wegen ausbreiteten: antiqua, medievalis, orientalis und microtus (siehe R. Devignat: Varieties of Pasteurella pestis; new hypothesis. In: Bulletin of the World Health Organization. Band 4, 1951, S. 247–263 (online)):
    • der Biovar antiqua (Stoffwechseltypisierung: Glycerol positiv, Arabinose positiv und Nitrat positiv) evolutionierte sich in Afrika weiter,
    • der Biovar medievalis (Stoffwechseltypisierung: Glycerol positiv, Arabinose positiv und Nitrat negativ) in Zentralasien und
    • der Biovar orientalis (Stoffwechseltypisierung: Glycerol negative, Arabinose positive und Nitrat positiv) im südlichen China (siehe M. Achtman, G. Morelli, P. Zhu, T. Wirth: Microevolution and history of the plague bacillus, Yersinia pestis. In: Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America. Band 101, 2004, S. 17837–17842) sowie
    • der Biovar microtus (Stoffwechseltypisierung: Glycerol positiv, Arabinose negativ und Nitrat negativ) (siehe Zhou D, Tong Z, Song Y, Han Y, Pei D, Pang X, Zhai J, Li M, Cui B, Qi Z, Jin L, Dai R, Du Z, Wang J, Guo Z, Wang J, Huang P, Yang R.: Genetics of metabolic variations between Yersinia pestis biovars and the proposal of a new biovar, microtus. In: Journal of Bacteriology Band 186, August 2004, Nr. 15, S. 5147–5152 (doi:10.1128/JB.186.15.5147-5152.2004)). Die Biovare medievalis und orientalis leiten sich wahrscheinlich aus dem Biovar antiqua ab.

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