Kanon der Medizin

Die erste Seite einer Abschrift des Kanons von 1597/98
Avicenna als „Princeps (Aboali) Abinsceni (de medicina)“ (Holzschnitt, Venedig 1520)
Faksimile einer lateinischen Ausgabe von 1484

Der Kanon der Medizin (arabisch القانون في الطب, DMG al-Qānūn fī ’ṭ-Ṭibb, ‚Satzung‘ oder ‚Gesetzeswerk der Heilkunde‘, entlehnt von altgriechisch κανών kanón, deutsch ‚gerader Stab‘, ‚Stange‘, ‚Messstab‘, ‚Messlatte‘, ‚Richtschnur‘, ‚Norm‘), lateinisch Canon medicinae, das bekannteste medizinische Werk von Ibn Sīnā, genannt Avicenna (gestorben 1037), ist ein Lehr- und Nachschlagewerk. Es ist in fünf Hauptabschnitte („Bücher“) unterteilt. Der „Kanon“ (oder „Canon“) wurde lateinisch übermittelt im Mittelalter, seit Beginn des 14. Jahrhunderts an europäischen universitären Einrichtungen benutzt, häufig umfangreich kommentiert und blieb in der Neuzeit bis ins 19. Jahrhundert ein Standardwerk der medizinischen Ausbildung. Eine kritische Gesamtausgabe ist bisher nicht erschienen. Textkritische Anmerkungen zum Anteil griechischer und orientalischer Ärzte an Avicennas Kanon legten Hirschberg und Lippert jedoch bereits 1902 in ihrer Übersetzung der augenheilkundlichen Texte vor.[1]

Der Kanon bzw. Canon fasst als „Richtschnur und Regel“[2] den damaligen Kenntnisstand der vor allem auf Galenos, welchen Avicenna zum Teil wörtlich zitierte, und den galenischen Schriften beruhenden Medizin in der mittelalterlichen islamischen Welt zusammen.[3]

  1. Julius Hirschberg, Julius Lippert: Die Augenheilkunde des Ibn Sina. Leipzig 1902; Nachdruck in: F. Sezgin (Hrsg.): Studies on Ibn Sīnā (d. 1037) and his medical works. 4 Bände, Frankfurt am Main 1996 (= Publications of the Institute for the History of Arabic-Islamic Science. Band 10–13), Band 2, S. 161–352.
  2. Übersetzung von Liber II, Teil 1 in: Konrad Goehl: Avicenna und seine Darstellung der Arzneiwirkungen. Mit einer Einführung von Jorit Wintjes. Deutscher Wissenschafts-Verlag, Baden-Baden 2014. ISBN 978-3-86888-078-6, S. 29–86, hier: S. 30.
  3. Jorit Wintjes: Einführung. In: Konrad Goehl: Avicenna und seine Darstellung der Arzneiwirkungen. 2014, S. 5–27, hier: S. 19 ff.

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