Kunstpfeifer

Kunstpfeifer sind Menschen, die zu einer möglichst komplexen Melodie in verschiedenen Tonlagen ohne technische Hilfsmittel pfeifen können. Bis ins 19. Jahrhundert wurden in einigen Regionen Europas als Kunstpfeifer Musikanten bezeichnet, die von einer Stadt angestellt und in einer Zunft organisiert waren. In gleicher Bedeutung wurden die Begriffe Stadtpfeifer, Stadtmusikus und Stadtmusikant verwandt.[1]

Kunstpfeifer waren in der Zeit der Brüder Schrammel sehr beliebt. Diese traten in den Wiener Varietés, Cabarets und Volksbühnen auf.[2] Ihr Pfeifen erinnerte an Vogelgesang. Der bekannteste Kunstpfeifer Wiens trat mit den Brüdern Josef Schrammel und Johann Schrammel unter dem Namen Baron Jean (eig. Johann Tranquillini (1855–1895)).[3] Sein bürgerlicher Beruf war Fiaker. Er trat auch vor Kronprinz Rudolf auf.

In Deutschland war Guido Gialdini in den Jahren von 1900 bis 1933 ein populärer Kunstpfeifer, in den 1940er-Jahren Ilse Werner war eine sehr bekannte Kunstpfeiferin. Auch der belgische Sänger, Gitarrist und Parodist Bobbejaan (auch „Bobby Jaan“) war ein bekannter Kunstpfeifer. Als Folge eines chirurgischen Eingriffs verlor er seine virtuose Begabung.

Lips von Lipstrill ist im Jahr 2005 verstorben, Hans Hofmann (1946 geb.) hat sich auf Jazz und Klassik spezialisiert. Der 1987 geborene Nikolaus Habjan ist momentan der jüngste Kunstpfeifer Österreichs. Sein Spezialgebiet ist die Opernliteratur.

Von einem nicht so geschickten Kunstpfeifer erzählt Loriots Der Kunstpfeifer.

  1. Stadtpfeifer. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Hrsg.): Deutsches Wörterbuch. Band 17: Sprecher–Stehuhr – (X, 2. Abteilung, Teil 1). S. Hirzel, Leipzig 1919 (woerterbuchnetz.de). In Friedrich Schillers Schauspiel Kabale und Liebe wird im Personenverzeichnis eine der Personen als „Miller, Stadtmusikant, oder wie man sie an einigen Orten nennt, Kunstpfeifer“ beschrieben.
  2. Ernst Weber: Kunstpfeifer. In: Österreichisches Musiklexikon. Österreichische Akademie der Wissenschaften, 26. Februar 2018, abgerufen am 27. Oktober 2020.
  3. musiklexikon.ac.at: Baron Jean, abgerufen am 13. November 2017

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