Markthelfer

Flugblatt der Leipziger Markthelfer während eines Arbeitskampfes (1912)

Als Markthelfer wurden ungelernte oder angelernte, durchwegs männliche Arbeiter bezeichnet, die für Kaufleute Hilfsarbeiten leisteten. In seinem Ursprung leitet sich die Bezeichnung von dem Gehilfen oder Knecht ab, der auf dem Markt und den Messen den Krämern und Kaufleuten beim Aus- und Einladen der Ware half. Besondere Bedeutung hatten die Markthelfer im Leipziger Buchhandel und dortigen Pelzfellhandel. Häufig konnten sie in den Unternehmen nach entsprechender Einarbeitung durchaus bedeutende und verantwortungsvolle Aufgaben übernehmen.[1] Die Berufsbezeichnung Markthelfer findet, in geringerem Umfang und nicht auf bestimmte Hilfstätigkeiten festgelegt, weiterhin Verwendung.

In der Enzyklopädie von Krünitz aus dem Jahr 1801 wird der Markthelfer besonders auch als Messehelfer beschrieben:

„Markthelfer, Markt- oder Meßgehülfe, ist ein im Rechnen und Schreiben etwas geübter Mensch, der meist von fremden Kauf- und Handelsleuten zu desto besserer Obhut und Sicherheit, sowohl ihrer Gewölbe und Niederlagen, als ihrer darin befindlichen Waaren und anderer Habseligkeiten, wie auch zum Verschicken und zu Besorgung anderer Kleinigkeiten während der Messe dient, und an den Meßorten in großen Handlungen in und außer der Meßzeit angenommen wird, und dafür seinen gewissen Lohn bekommt. Ein fremder Kaufmann hat ohne besondere Empfehlung keinen Markthelfer leichtlich anzunehmen, weil er ihm oft das Gewölbe und die Bude anvertrauen, ihn auch zum Geld- oder Waareneinholen und ausbringen gebrauchen muß. Daher gemeiniglich alte Meßkaufleute ihre von vielen Jahren her bestellte eigene Markthelfer haben, die sich bey ihrer Ankunft zur Meßzeit wieder melden.“[2]

Pierer’s Universal-Lexikon, 1857–1867, vermerkt außerdem:

„[…] bei größeren Handelshäusern der Gehülfe, welcher, obgleich er unter den Commis steht und nicht eigentlich gelernter Kaufmann ist, doch wichtigere Geschäfte macht, Wechsel und Anweisungen einkassirt, Botschaften ausrichtet, Waaren austrägt und dergleichen.“[3]

Mitte der 1870er Jahre oblag den „Markthelfern und Ausläufern“ in Deutschland sogar noch der Geldtransport zwischen den Banken; „einige davon mit Karren. Auf diese wurden eine Menge Säcke mit Silbermünzen gepackt, während die anderen schwere Tragelasten von Geldsäcken erhielten. Nachdem sie alle ihre Weisungen empfangen, karrten sie und trabten mit ihrer Last ab, um - die Tagesbilanzen auszugleichen.“ So die Verwunderung der Redaktion einer deutschsprachigen Tageszeitung in Baltimore, da in den USA die Abrechnung zwischen den Geldinstituten längst per Scheck erfolgte.[4]

  1. Academic Universal Lexikon: Markthelfer. Abgerufen am 17. Januar 2021.
  2. D. Johann Georg Krünitz: Oeconomische Encyclopädie, 84. Band, 1801.
  3. universal_lexikon.deacademic.com, Primärquelle Pierer’s Universal-Lexikon, 1857-1867. Abgerufen am 17. Januar 2021.
  4. Clearing-House. In: Der Deutsche Correspodent Nr. 6, Baltimore, 7. Januar 1881, S. 2. Abgerufen am 19. Januar 2021.

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