Marxistische Philosophie

Marxistische Philosophie beruht auf den philosophischen Annahmen in den Werken von Karl Marx und Friedrich Engels. Außerdem werden auch alle späteren philosophischen Konzeptionen dazugezählt, die sich auf Marx und Engels berufen.

Die Frage, ob eine marxistische Philosophie überhaupt existiert, wird kontrovers diskutiert. Während z. B. Benedetto Croce erklärt, Marx sei es letztlich um die Ersetzung des Philosophierens durch die praktische Tätigkeit gegangen, und man könne daher nicht von einem Philosophen Marx und folglich nicht von einer marxistischen Philosophie sprechen, verteidigt Antonio Gramsci die Legitimität der Bezeichnung „Marxistische Philosophie“, da selbst die Negation der Philosophie nicht anders als philosophierend möglich sei.[1] Leszek Kołakowski hingegen vertritt die These, dass der Marxismus primär als ein „philosophisches Projekt“ zu betrachten sei, „das in den ökonomischen Analysen und der politischen Lehre seine Präzisierung erfuhr“.[2]

Friedrich Engels hat die wissenschaftlichen Leistungen von Karl Marx in seiner Grabrede in zwei wesentliche Entdeckungen zusammengefasst:

„Wie Darwin das Gesetz der Entwicklung der organischen Natur, so entdeckte Marx das Entwicklungsgesetz der menschlichen Geschichte: … ; daß also die Produktion der unmittelbaren materiellen Lebensmittel und damit die jedesmalige ökonomische Entwicklungsstufe eines Volkes oder eines Zeitabschnitts die Grundlage bildet, aus der sich die Staatseinrichtungen, die Rechtsanschauungen, die Kunst und selbst die religiösen Vorstellungen der betreffenden Menschen entwickelt haben, und aus der sie daher auch erklärt werden müssen – nicht, wie bisher geschehen, umgekehrt.

Damit nicht genug. Marx entdeckte auch das spezielle Bewegungsgesetz der heutigen kapitalistischen Produktionsweise und der von ihr erzeugten bürgerlichen Gesellschaft. Mit der Entdeckung des Mehrwerts war hier plötzlich Licht geschaffen, ...“

Marxistisches Denken verbreitete sich auf vielfältigste Weise. Es entfaltete seine Wirkung zunächst in der Arbeiterbewegung. Von Lenin und Stalin wurde es zur Doktrin der Kommunistischen Partei ausgearbeitet. Aber auch in China und in der Dritten Welt wurde es auf je eigene Weise adaptiert. Nach dem Zweiten Weltkrieg griffen die Neomarxisten die Ideen von Marx und Engels in neuer Form auf und verbanden sie mit denen anderer Denker wie z. B. Edmund Husserl, Martin Heidegger und Sigmund Freud. Nach dem Zerfall der Sowjetunion entwickelte sich vornehmlich in Russland ein postsowjetischer Marxismus.

  1. Vgl. Wolfgang Fritz Haug: Marxismus und Philosophie. In: Hans Jörg Sandkühler (Hrsg.): Enzyklopädie Philosophie. Band 1, Meiner, Hamburg 1999, ISBN 3-7873-1452-0
  2. Leszek Kołakowski: Die Hauptströmungen des Marxismus. Band 1, Piper, München 1979, ISBN 3-492-02310-X, S. 15.

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