Melek Taus

Der Engel Melek Taus wird durch einen Pfau symbolisiert.

Melek Taus („Engel Pfau“), persisch ملک طاووس, oder Tausī Melek (kurmandschi Tawūs-e Melek)[1] ist im Glauben der Jesiden ein von Gott geschaffener Engel, der durch einen blauen Pfau symbolisiert wird. Nach jesidischer Mythologie hat Gott aus seinem Licht in der Form eines siebenfarbigen Regenbogens den Engel Melek Taus geschaffen. Melek Taus ist einer von insgesamt sieben Erzengeln der Jesiden. Der Pfau ist das Symbol des Engels und symbolisiert seine Schönheit und die Herrschaft über die sechs weiteren Engel. Besondere Verehrung hat Melek Taus bei den Jesiden als Mittlerwesen zwischen Schöpfer und Erdenmenschen. Das jesidische Neujahrsfest ist ihm zu Ehren gewidmet, jedes Jahr an diesem Tag soll er einmal auf die Erde kommen. Als erster von sieben Engeln erschuf er in Gottes Auftrag die Welt sowie Adam und Eva. Da sich Melek Taus weigerte, vor Adam zu knien, wie Gott forderte, wurde er zum obersten Engel und zum Statthalter und Verwalter der Erde erhoben. Diese Anweisung war eine Prüfung, da Gottes erstes Gebot an die sieben Engel gewesen war, sie sollten nur ihn anbeten. So symbolisiert Melek Taus im Jesidentum nicht das Böse und ist nach einer Auslegung auch kein in Ungnade gefallener Engel.

Nach einem Schöpfungsmythos ist Melek Taus an der Erschaffung Adams beteiligt. Demnach stammen Jesiden allein von Adam ab und nicht wie die übrigen Menschen von Adam und Eva. Mit dieser auserwählten Stellung wird das Gebot zur Endogamie religiös begründet.[2]

Da sich die Religion der Jesiden hauptsächlich mündlicher statt schriftlicher Quellen bedient, ist es schwierig, präzise Aussagen über den Glauben aller Jesiden zu treffen. Einer Vorstellung nach wäre Melek Taus mit dem Erzengel Asasel zu identifizieren, der bei Gott in Ungnade fiel, seine Vermessenheit jedoch bereute und dafür in der Hölle büßte.[3] Dort löschte er die Feuer der Hölle mit seinen Tränen und seine Schuld wurde ihm vergeben. Andererseits identifizieren viele Jesiden Melek Taus mit dem Erzengel Dschebrail (Gabriel).[4]:S. 3, 14 ff. Es ist umstritten, ob jene Geschichten um Melek Taus, die ihn mit Asasel oder anderen teuflischen Figuren der abrahamitischen Religionen identifizieren, nicht nachträglich von Christen oder Muslimen in Umlauf gebracht worden sind, da einige ihrer Züge dem Grundgedanken des jesidischen Glaubens widersprechen.[5]

  1. Von arabisch ملك, DMG malak ‚Engel‘ (Hans Wehr: Arabisches Wörterbuch für die Schriftsprache der Gegenwart und Supplement. 4., unveränd. Auflage. Harrassowitz, Wiesbaden 1977, S. 822, Sp. 1 [statt الملاءك]) und arabisch طاووس, DMG ṭāwūs, auch arabisch طاؤوس, DMG ṭā’ūs ‚Pfau‘, abgeleitet von arabisch طوس, DMG ṭawwasa ‚schmücken‘ (H. Wehr: Arabisches Wörterbuch, S. 517, siehe auch S. 499).
  2. Hayrî Demir: Der esidische Schöpfungsmythos Teil III. In: lalish-dialog.de. Laliş Dialog e. V. (i. G.), abgerufen am 4. Januar 2018.
  3. Sean Thomas: The Devil Worshippers of Iraq. In: Daily Telegraph. 19. August 2007, abgerufen am 1. September 2014.
  4. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen Spuler-Stegemann_1997.
  5. Halil Savucu: Yeziden in Deutschland: Eine Religionsgemeinschaft zwischen Tradition, Integration und Assimilation. Tectum Wissenschaftsverlag, Marburg 2016, ISBN 978-3-828-86547-1, Abschnitt 16.

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