Mos gallicus

Der mos gallicus (lat.: die gallische/französische Sitte/Gewohnheit) ist eine kritische Methode des juristischen Humanismus der frühen Neuzeit. Quellen und Untersuchungsgegenstände waren die überlieferten Rechtsbücher des Corpus iuris civilis und des Corpus iuris canonici. Diese waren seit dem Mittelalter von den Glossatoren und später den Kommentatoren sowie den kirchenrechtlichen Dekretisten und Dekretalisten bearbeitet worden. Die Textkritik baut auf festgestellten Korruptelen auf. Auch die beiden spätantiken Kodifikationen selbst wurden textkritisch geprüft, da sich Widersprüche zu älteren Rechtsbestimmungen, vornehmlich den Texten der klassischen Jurisprudenz, auftaten. Die Methode hatte sich der „Wiederherstellung“ des originären römischen Rechts verschrieben.

Der mos gallicus korrespondierte mit dem Renaissance-Humanismus und verstand sich als Bildungsreform. Die in Deutschland als „humanistische Jurisprudenz“ bekannte und bezeichnete Bewegung – Teil der Renaissance – stand dem Vorbild der Antike nah. In epochaler Hinsicht stand der mos gallicus zwischen dem französischen Humanismus und dem deutschen usus modernus pandectarum, bestimmte so das rechtswissenschaftliche Wirken zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert mit.


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