Neohinduismus

Neohinduismus ist der Sammelbegriff für im 19. und 20. Jahrhundert in Indien entstandene religiöse, soziale und politische Reformer und Reformbewegungen. Der Begriff Neo-Hinduismus ist dabei insofern irreführend, als dass es vorher keinen klassischen Hinduismus gegeben hat. Der Begriff Hinduismus wurde erst im Rahmen des Kolonialismus um 1830 durch die britischen Kolonialherren als Sammelbezeichnung für verschiedene Religionen und religiöse sowie spirituelle Formen in Indien verwendet. Der Neo-Hinduismus versucht die eigenen indischen Traditionen im Rahmen eines westlichen Religionsbegriffs zu definieren und übernimmt dafür den Begriff Hinduismus schließlich als Selbstbezeichnung. Auf diese Weise wird versucht, ein einheitliches religiöses System nach dem Vorbild von Christentum und Islam zu schaffen und die vielen verschiedenen religiösen Traditionen in Indien zu vereinheitlichen. So wird zum Beispiel der Monotheismus und ein verbindlicher Textkanon propagiert.[1][2] Einige Neohinduistische Bewegungen wollen den Hinduismus der modernen Welt anpassen, andere versuchen sich gegen die Europäisierung im Zuge der Globalisierung zu wehren und den Hinduismus und die indische Gesellschaft wieder zu ihren Ursprüngen (ihrem Fundament; vgl. Fundamentalismus) zurückzuführen. Seine Verbreitung fand der Neohinduismus überwiegend in der englischsprachigen und -gebildeten Mittelschicht. Bekanntester Vertreter des Neohinduismus ist M. K. Gandhi.

  1. Harald Fischer-Tiné: Hinduismus im 19. und 20. Jahrhundert. In: Hans Dieter Betz, u. a. (Hrsg.): RGG4. Band 3. Mohr Siebeck, Tübingen 2000, S. 1761–1762.
  2. Hans Harder: Neohinduismus. In: Hans Dieter Betz, u. a. (Hrsg.): RGG4. Band 6. Mohr Siebeck, Tübingen 2003, S. 184.

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