Neolithische Revolution

Im so genannten „Fruchtbaren Halbmond“ im Vorderen Orient fand zwischen etwa 9500 und 8300 v. Chr. die erste Neolithische Revolution statt

Als neolithische Revolution wird ein Umbruch sozialen und kulturellen Wandels in der Menschheitsgeschichte bezeichnet, der mit der unabhängigen Erfindung der gezielten Nahrungsmittelproduktion durch Pflanzenbau und/oder Viehhaltung in einigen Regionen der Erde verbunden ist und dort den jeweiligen Beginn der Jungsteinzeit (Neolithikum; von griech. lithos: der Stein, und neo wie neu)[1] markiert.

Die Entstehung der Landwirtschaft veränderte die Lebensweise der vormals mehr oder weniger nomadisierenden Jäger und Sammler innerhalb weniger Jahrhunderte, so dass einige sich zu Pflanzer- und/oder Hirtenkulturen entwickelten. Kennzeichnend sind (insbesondere beim Ackerbau) längere Zeiträume einer sesshaften Lebensweise, zahlreiche Veränderungen der sozialen Bedingungen (etwa Arbeitsteilung, Soziale Rollen, Institutionsbildung, Herrschaftsstrukturen u. ä.), die Entwicklung neuer Technologien (Werkzeuge, Baustoffe, Gebäude, Keramik, Vorratshaltung, Konservierung u. ä.) und die Entstehung neuer Ideen und Weltanschauungen (langfristige Planung, veränderte Vorstellungen von Zeitrechnung oder Eigentum, Kult- und Ritualkultur, Religion u. ä.).

Die erste Neolithische Revolution fand im „Fruchtbaren HalbmondVorderasiens zwischen 9500 und 7000 v. Chr. statt. Aus dieser Epoche stammen die derzeit ältesten bekannten Großbauten der Menschheit in Göbekli Tepe sowie die späteren Megalithbauwerke Europas, die ebenfalls eine Folge dieser Entwicklungen waren. Die Forschung geht heute von 15 bis 20 unabhängigen Entstehungszentren aus (7–10 in Asien, 1 in Australasien, 1–5 in Afrika, 2–3 in Nordamerika, 3–5 in Südamerika). Alle anderen Regionen der Erde wurden davon ausgehend zu unterschiedlichen Zeiten (spätestens in die Kolonialzeit im Rahmen der europäischen Expansion) neolithisiert.[2]

Der Begriff Neolithische Revolution wurde 1936 von Vere Gordon Childe in Zusammenhang mit der Erstentstehung im Vorderen Orient geprägt[3] und wird nach wie vor auch für vergleichbare Entwicklungen anderer Regionen verwendet. Der Gedanke eines plötzlichen Umbruches ist allerdings irreführend, da er sich über Jahrtausende erstreckte und die Innovationen auch nicht spontan auftraten, sondern sich aus „spielerischem Versuch und Irrtum“ in der Mittelsteinzeit bei passenden Bedingungen ergaben.[2] Die meisten der heutigen Forscher gehen einvernehmlich davon aus, dass Childe den revolutionsartigen Charakter in Bezug auf den vergleichsweise langsamen Wandel der sehr viel längeren Epochen der alten und mittleren Steinzeit definierte. Heute ist es oftmals üblich, die neutralere Bezeichnung Neolithisierung zu verwenden; zumindest für Regionen, die selbst keine Entstehungszentren waren (wie etwa die Neolithisierung Europas, die von Vorderasien ausging).

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  2. a b David Graeber, David Wengrow: Anfänge. Eine neue Geschichte der Menschheit. Aus dem Englischen von Helmut Dierlamm, Henning Dedekind und Andreas Thomsen, 4. Auflage, Klett-Cotta, Stuttgart 2022, ISBN 978-3-608-98508-5, S. 159 (Versuch und Irrtum, Hasel), 250–254, 259–260, 270–271 (Kulturareale: Tiefland- und Hochland-Halbmond), 56–261, 266 (Begriff „Revolution“), 277–287 (Entstehungszentren), 295–298 (Amazonasbecken).
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