Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt

Film
Titel Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt
Produktionsland Bundesrepublik Deutschland
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 1971
Länge 67 Minuten
Altersfreigabe
Produktions­unternehmen Bavaria Atelier für den WDR
Stab
Regie Rosa von Praunheim
Drehbuch
Produktion Günter Rohrbach, Werner Kließ
Musik Archivaufnahmen
Kamera Robert van Ackeren
Schnitt Jean-Claude Piroué
Besetzung

Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt ist ein 1971 im Auftrag des Westdeutschen Rundfunks gedrehtes Filmdrama von Rosa von Praunheim.

In dem Film wird am Beispiel der Protagonisten das Leben homosexueller Männer Anfang der 1970er Jahre in der schwulen Subkultur in Berlin dargestellt. Eine zentrale These des Films ist, dass Homosexuelle die schlechte Situation, in der sie auf Grund ihrer Benachteiligung leben, zum Teil selber zu verantworten hätten. Tenor ist, dass Homosexuelle ihre Angst und Ohnmacht überwinden und aus ihren „Verstecken“ herauskommen sollten, um sich zu organisieren, sich gegenseitig zu unterstützen und solidarisch für eine bessere, gleichberechtigte Gesellschaft zu kämpfen.

Die Aussagen und Forderungen des Films beruhen auf der politischen Agenda und gesellschaftlichen Analyse der Drehbuchautoren. Der Film wurde als Stummfilm gedreht und erst nachträglich mit Dialogen sowie sozialkritischen und provokanten Kommentaren unterlegt, um einen Abbruch der Dreharbeiten durch Produktionsverantwortliche zu vermeiden. Die dabei entstandene Asynchronität wurde bewusst als Stilmittel eingesetzt. In dem Film kommt es zum ersten Kuss zwischen zwei Männern, der im deutschen Fernsehen ausgestrahlt wurde.

Der Film wurde zum Auslöser der modernen deutschen Lesben- und Schwulenbewegung und hatte nicht nur direkte gesellschaftspolitische Auswirkungen in der Bundesrepublik Deutschland zur Folge, sondern auch eine internationale Wirkung: „Sein [Rosa von Praunheims] epochaler Film Nicht der Homosexuelle … gilt seit langem als maßgeblich für die Etablierung der schwulen Befreiungsbewegung in Deutschland und als Katalysator für Befreiungsbewegungen weltweit.“ (Cerise Howard, Filmhistorikerin und Kuratorin des Australischen Filmmuseums)[2] Der Film trug zum Wandel der Verwendung des Worts schwul vom Schmähwort zur Selbstbezeichnung Homosexueller bei.[3]

  1. Freigabebescheinigung für Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft, März 2015 (PDF; Prüf­nummer: 142 865 V).
  2. Von Praunheim’s City of Lost Souls (1983). Senses of Cinema, Dezember 2022, abgerufen am 8. Dezember 2022.
  3. https://www.perlentaucher.de/essay/warum-das-wort-queer-nicht-dasselbe-besagt-wie-das-wort-schwul.html

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