Perserkriege

Die Ägäis während der Perserkriege

Der moderne Begriff der Perserkriege, oder auch der Persischen Kriege, bezeichnet im weiteren Sinne die Auseinandersetzungen zwischen den „Hellenen und Barbaren“ in der Zeit zwischen dem Ionischen Aufstand (500–494 v. Chr.) und der Mitte des 5. Jhd. v. Chr. Im engeren Sinne verweist der Begriff auf die Feldzüge der Achämeniden unter den Großkönigen Dareios I. und Xerxes I. auf Griechenland, die in den Schlachten bei Marathon im Jahr 490 v. Chr. sowie bei Salamis und Plataiai im Jahr 480/479 v. Chr. abgewehrt wurden. Keine Anwendung findet der Begriff der „Perserkriege“ auf spätere militärische Konflikte des „Abendlandes“ mit den Persern, wie etwa den Peloponnesischen Krieg, in den auch die Perser involviert waren, oder die Kriege zwischen Rom und den Parthern oder den Sassaniden.

Unsere heutige Kenntnis der Perserkriege beruht überwiegend auf den Historien des Herodot. Aus der Perspektive der Hellenen markierten die Perserkriege den Höhepunkt einer langen Reihe von Versuchen, die seit der Herrschaft von Dareios I. (522 v. Chr.) unternommen wurden, um Griechenland zu unterwerfen. Diese Bemühungen reichten demnach von der Erkundung der Lage in Griechenland über die Eroberung von Inseln in der Ägäis bis hin zum Feldzug gegen die Skythen in Europa, der zur Einrichtung der persischen Satrapie Thrakien im Jahr 513 v. Chr. führte, sowie die Vorbereitung der Eroberung Griechenlands durch den Feldzug von Mardonios im Jahr 492 v. Chr. bis nach Thrakien und Makedonien, der gelegentlich als „erster Perserkrieg“ bezeichnet wird. Die persische Sicht auf die Perserkriege bleibt unbekannt. Häufig wird angenommen, dass die Feldzüge unter Dareios eher als begrenzte Strafaktionen betrachtet werden müssen, um einerseits die seit Kambyses aufgebaute Seeherrschaft über Teile der Ägäis zu sichern und andererseits Eretria und Athen ihre Unterstützung des Ionischen Aufstandes zu vergelten. Aus dieser Sicht ist erst mit dem Zug des Xerxes ein ernsthafter Versuch der Perser, die westliche Grenze ihres Einflussgebiets von der Ägäis bis zur Adria zu erweitern und Griechenland entweder als weitere Satrapie in das Perserreich zu integrieren oder es nach makedonischem Vorbild als Vasallenstaat zu gestalten, unternommen worden.

Mindestens Athen betrachtete bereits den von Dareios I. veranlassten Vorstoß des Datis und das Artaphernes als Versuch, ganz Hellas zum Sklaven zu machen. Spätestens nach dem Xerxeszug, als sich rund 30 Poleis unter der Führung von Athen und Sparta zum Widerstand gegen das Perserheer entschlossen, wurde die opferreiche Verteidigung des Vaterlandes gegen eine Übermacht von – will man Erzählungen Glauben schenken, denen bereits Herodot mit Skepsis begegnete – „hunderttausenden Kämpfern“, die von Xerxes zum Zwecke der Versklavung ganz Griechenlands herangeschafft worden waren, zum politischen Mythos erhoben. Dieser Mythos manifestierte sich etwa in Theaterstücken wie Die Perser von Aischylos und überdauerte bis ins 21. Jahrhundert. Häufig wurden die Perserkriege als Verteidigung der Freiheit des Abendlandes gegen „orientalische Despotie und Gewaltherrschaft“ interpretiert, wenngleich schon Herodot zu einer differenzierteren Betrachtungsweise neigte.


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