Positivismus

Der Positivismus ist eine Richtung in der Philosophie, die fordert, dass Erkenntnisse, die den Charakter von Wissen beanspruchen, auf die Interpretation von „positiven“, d. h. von tatsächlichen, sinnlich wahrnehmbaren und überprüfbaren Befunden beschränkt werden. Diese Denkrichtung findet sich der Sache nach schon in der griechischen Antike. Als Neugründung des 19. Jahrhunderts stand sie im Gegensatz zu traditionell vorherrschenden scholastischen Sichtweisen einer Transzendentalphilosophie. Letztere behaupteten hingegen, Wissen werde durch ewig gültige – und letztlich von Gott geschaffene – Eigenschaften des Verstandes erzeugt, die Vernunft. Dies könne anhand positiver Befunde nachgewiesen werden.

Der Ausdruck ‚Positivismus‘ findet sich zuerst bei Claude-Henri de Rouvroy de Saint-Simon.[1]

Im Rahmen von Erfindungen, Entdeckungen und der Erweiterung naturwissenschaftlicher Kenntnisse in der Renaissance waren traditionelle, philosophisch-religiöse Erklärungsversuche schon seit längerem fragwürdig geworden. Dieser historische Befund dürfte zu der weitreichenden Forderung des Positivismus geführt haben, dass positive Befunde im Unterschied zu der bis dahin üblichen Praxis ohne theologische und metaphysische Erklärungen interpretiert werden sollten.

Es entstanden in der Folge eine Reihe unterschiedlicher positivistischer Konzepte, die sich u. a. mit folgenden Philosophen verbinden: Auguste Comte (1798–1857), Hippolyte Taine (1828–1893), Jean-Marie Guyau (1854–1888), James Mill (1773–1836), Jeremy Bentham (1748–1832), John Stuart Mill (1806–1873), Charles Darwin (1809–1882), Herbert Spencer (1820–1903), Roberto Ardigò (1828–1920), Ludwig Feuerbach (1804–1872), Eugen Dühring (1833–1921), Ernst Mach (1838–1916), Ernst Laas (1837–1885), Richard Avenarius (1843–1896), Hans Vaihinger (1852–1933), Friedrich Jodl (1849–1914), Theodor Ziehen (1862–1950).

Seine wichtigste Prägung hat der Ausdruck Positivismus bei Auguste Comte (1798–1857) erhalten.[1] Er und seine Nachfolger arbeiteten seinen Ansatz bis etwa 1837[2] zu einem sozialwissenschaftlich-humanistischen Ansatz aus. Der mathematisch-logische Positivismus des 20. Jhd. beendete die Rolle positivistischer Ansätze in der Philosophie.[3]

  1. a b Anton Hügli, Poul Lübcke, Said Bafandi (Hrsg.): Philosophielexikon. Erweiterte und vollständig revidierte Auflage. Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg 2013, ISBN 978-3-499-55689-0.
  2. Vgl. Paul Diepgen, Heinz Goerke: Aschoff/Diepgen/Goerke: Kurze Übersichtstabelle zur Geschichte der Medizin. 7., neubearbeitete Auflage. Springer, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1960, S. 35.
  3. Vgl. Johannes Hoffmeister: Wörterbuch der philosophischen Begriffe. Hamburg 1955. – Eisler, Rudolf: Wörterbuch der philosophischen Begriffe, Band 2. Berlin 1904, S. 125–128; Online. – Friedrich Kirchner, Carl Michaëlis: Wörterbuch der Philosophischen Grundbegriffe. Leipzig 1907, S. 450–451; Online. – Wolfgang Röd: Der Weg der Philosophie. Zweiter Band: 17.–20. Jh. München 1996, S. 311f.

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