Puddelverfahren

Puddelofen

Das Puddelverfahren (auch Flammofenfrischen genannt) war ein im 19. Jahrhundert verbreitetes Verfahren zur Umwandlung des im Hochofen hergestellten Roheisens in Schmiedeeisen (dann auch Puddeleisen genannt), später auch zu härtbarem Schmiedestahl. Im Puddelverfahren entstand durch Frischen eine von Schlacketeilchen durchsetzte kohlenstoffarme Luppe, die in mehreren Arbeitsgängen durch Schneiden und Schmieden weiterverarbeitet wurde.[1] Schmiedeeisen wurde schon seit der Antike hergestellt, das Puddelverfahren nutzte dafür jedoch erstmals die günstige Steinkohle statt der wegen der Abholzung immer teureren Holzkohle. Dadurch wurde Schmiedeeisen deutlich günstiger. Das Puddelverfahren gilt daher als Schlüsseltechnologie der Industriellen Revolution, neben der Dampfmaschine, der Spinnmaschine und weiteren Erfindungen.

Erfunden hat das Puddelverfahren 1784 der Engländer Henry Cort. Er hatte bemerkt, dass der in heißem Roheisen enthaltene Kohlenstoff verpufft, wenn Luft darüber streift. Während vor dieser Erfindung Kohlenstoff und andere Eisenbegleiter nur durch die von Gebläsen unterstützte Verbrennung von Holzkohle entfernt werden konnten, beruhte sein Verfahren auf der Verbrennung von billiger Steinkohle, ohne dass Gebläse oder Tiegel verwendet werden mussten.

Abgelöst wurde es ab den 1860ern vom Bessemer-Verfahren und dem Siemens-Martin-Verfahren, die erstmals eine Massenproduktion von deutlich günstigerem und reinerem schmiedbaren Eisen ermöglichten, das dann als Stahl bezeichnet wurde.

  1. Die Angaben in diesem Artikel beruhen im Wesentlichen auf der Schrift von Akoš Paulinyi: Das Puddeln: ein Kapitel aus der Geschichte des Eisens in der industriellen Revolution. Oldenbourg, München 1987, ISBN 3-486-26200-9.

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