Rheinischer Kapitalismus

Der Begriff Rheinischer Kapitalismus wurde von dem französischen Wirtschaftswissenschaftler und Versicherungsmanager Michel Albert 1991 in seinem Buch Kapitalismus contra Kapitalismus geprägt. Er stellte diesen als Kapitalismusmodell dem „neo-amerikanischen“ Modell der kapitalistischen Marktwirtschaft gegenüber, das die Regierungen Ronald Reagans und Margaret Thatchers eingeführt hätten. Während dieses mehr vom Gedankengut Friedrich von Hayeks und Milton Friedmans geprägt sei, besitze der Rheinische Kapitalismus, insbesondere in seiner deutschen Version der sozialen Marktwirtschaft, sozialstaatliche Einrichtungen. Albert beschreibt das rheinische Modell als gerechter, effizienter und weniger gewalttätig. Gleichwohl bewirkten die stärkere Wirtschaftsdynamik, die hohen Verdienstmöglichkeiten für Einzelne sowie komplexe psychologische Phänomene und die Berichterstattung in den Medien, dass das amerikanische Modell als das attraktivere und dynamischere erscheine.[1]

  1. Zur Illustration, was damit gemeint ist, mag eine spätere Äußerung Alberts dienen, in der er, zu einer Reflexion der aktuellen Entwicklung aufgefordert, konstatiert, dass sich die Verhältnisse im Kapitalismus am Rhein den amerikanischen anglichen und unter anderem anführt: „vor allem für die neue Generation junger Führungskräfte um so attraktiver ist, als sie die Verteilung von stock options mit sich bringt“ (Albert, Michel: Die Zukunft der Sozialmodelle des europäischen Kontinents. In: Wolfgang Streeck: Internationale Wirtschaft, nationale Demokratie: Herausforderungen für die Demokratietheorie. (= Schriften des Max-Planck-Instituts für Gesellschaftsforschung Köln. Sonderband). Campus, Frankfurt am Main 1998, ISBN 3-593-36113-2, S. 195–209, hier S. 205).

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