Rheumatisches Fieber

Klassifikation nach ICD-10
I00 Rheumatisches Fieber ohne Angabe einer Herzbeteiligung

Akute oder subakute Arthritis bei rheumatischem Fieber

I01 Rheumatisches Fieber mit Herzbeteiligung
I01.0 Akute rheumatische Perikarditis
I01.1 Akute rheumatische Endokarditis

Akute rheumatische Valvulitis

I01.2 Akute rheumatische Myokarditis
I01.8 Sonstige akute rheumatische Herzkrankheit

Akute rheumatische Pankarditis

I01.9 Akute rheumatische Herzkrankheit, nicht näher bezeichnet
I02 Rheumatische Chorea
I02.0 Rheumatische Chorea mit Herzbeteiligung
I02.9 Rheumatische Chorea ohne Herzbeteiligung
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Das rheumatische Fieber [auch akutes rheumatisches Fieber[1] und Rheumafieber[2] genannt] ist eine durch A-Streptokokken verursachte autoimmunentzündliche Erkrankung, die sich mit Fieber und dem Befall verschiedener Organsysteme manifestiert. Dazu gehören am häufigsten die Entzündung der Gelenke (akute rheumatische Polyarthritis) und des Herzens (rheumatische Karditis). Seltener betroffen sind andere Organe wie die Haut (Erythema marginatum, subkutane Knoten), das zentrale Nervensystem (Chorea minor), Gastrointestinaltrakt (abdominale Schmerzen), Leber, Lunge, Pleura und Niere.

Sie tritt als Folgeerkrankung nach einer Infektion meist der oberen Luftwege mit A-Streptokokken auf, die selbst oft mit nur milden Symptomen einhergeht. Nach einer Tonsillitis oder Pharyngitis mit Streptokokken (v. a. Streptococcus pyogenes) erkranken dann hauptsächlich Kinder und Jugendliche am rheumatischen Fieber. Nach Streptokokkenerkrankungen anderer Lokalisation (Pyodermie, Erysipel) oder bei anderen Erregergruppen (Streptococcus viridans, Enterokokken) tritt die Folgeerkrankung nicht auf.[3]

Bei älteren Erwachsenen ist das Krankheitsbild aufgrund häufig untypischer Verläufe schwer zu diagnostizieren. Die Zahl der Herzklappen-Erkrankungen, deren Zusammenhang mit dem rheumatischen Fieber erstmals von David Pitcairn 1788 am St. Bartholomew’s Hospital in London gelehrt[4] wurde, bei Erwachsenen in Europa liegt aber weiterhin bei 3–4 %. Die Mehrzahl dieser Klappenerkrankungen ist bakterieller Natur oder arteriosklerotisch bedingt. Eine rheumatische Reaktion ist schwer auszuschließen.

Dass die Krankheit in den Industrieländern selten geworden ist, führt man auf die Penicillintherapie der akuten Streptokokkeninfektionen und die mehrjährige Rezidivprophylaxe des rheumatischen Fiebers mit Penicillin zurück.[3]

  1. Thomas Karow, Ruth Lang-Roth: Allgemeine Pharmakologie und Toxikologie. 29. Auflage. Thomas Karow, Köln 2020, S. 628.
  2. G. H. Stollerman: Die Behandlung und Überwachung des Rheumafiebers (= Documenta rheumatologica. Band 17). Geigy, Basel (Januar 1960).
  3. a b H[enning] Zeidler: Rheumatisches Fieber. In: H[ans] Hornbostel, W[erner] Kaufmann, Walter Siegenthaler (Hrsg.): Innere Medizin in Praxis und Klinik. 4 Bände. 4., überarbeitete Auflage. Band 2: Niere, Wasser-, Elektrolyt- und Säure-Base-Haushalt, Nervensystem, Muskeln, Knochen, Gelenke. Georg Thieme Verlag: Stuttgart/ New York 1992.
  4. Barbara I. Tshisuaka: Pitcairn, David. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin / New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 1165.

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