Rote Khmer

Fahne des Demokratischen Kampuchea. Die Fahne mit den drei gelben Tempeltürmen wurde seit den 1950ern von verschiedenen Widerstandsgruppen verwendet.
Parteifahne der Kommunistischen Partei Kampucheas wurde von 1975 bis 1979 im Inland oft neben der Staatsflagge gehisst.
20 Jahre nach der erfolgreichen Integration wesentlicher Teile der Roten Khmer in die Gesellschaft durch Hun Sen wurde das WIN-WIN-Monument in Phnom Phen errichtet.

Als Rote Khmer (Khmer ខ្មែរក្រហម Khmêr-krâhâm; französisch Khmers rouges) wurde neben anderen vor allem die Kommunistische Partei Kampucheas bezeichnet,[1] eine kommunistisch-nationalistische Guerillabewegung, die 1975 unter Führung von Pol Pot in Kambodscha an die Macht kam und bis 1979 das Land totalitär als Staatspartei regierte.

Der Name leitet sich von der mehrheitlichen Ethnie Kambodschas, den Khmer, ab und wurde durch Prinz Sihanouk geprägt, der alle linksgerichteten Oppositionellen so nannte. In Kambodscha wurden die Mitglieder und Kämpfer der kommunistischen Partei nicht Rote Khmer genannt, sondern waren als Angka (Khmer: អង្គការ ausgesprochen ong ga) bekannt. Angka war die Frontorganisation der im Geheimen agierenden kommunistischen Partei.

Die Verwendung des Begriffs Rote Khmer ist in der Geschichtswissenschaft uneinheitlich und umstritten, wobei die Roten Khmer in provietnamesische und prochinesische Gruppen unterteilt werden. Daneben gibt es Gruppierungen, die für oder gegen Prinz Sihanouk und seine Regierung kämpften.[2] Eine weitere Unterteilung kann zwischen Gruppierungen vorgenommen werden, die Pol Pot unterstützten, und solchen, die eher Sơn Ngọc Minh und damit Hanoi nahestanden.[3] Auch wird in der Literatur nicht zwischen Parteien wie der Kommunistischen Partei Kampucheas, der Pracheachon, der Revolutionären Volkspartei der Khmer, der Kambodschanischen Nationalen Einheitspartei oder der Partei des Demokratischen Kampuchea, Frontorganisationen wie der Angka, den bewaffneten Kräften wie der Kambodschanischen Revolutionsarmee, der Santebal oder der Nationalarmee des Demokratischen Kampuchea unterschieden. Meistens wird für diese und weitere Organisationen der Name Rote Khmer verwendet. Die Britannica z. B. definiert die Roten Khmer als den bewaffneten Arm der kommunistischen Partei, welcher 1967 gegründet wurde und welche das Land von 1975 bis 1978 regierte.[4] Kelvin Rowley dagegen definiert die Roten Khmer als Democratic Cambodchia, welches bis 1999 existierte.[5]

Die kommunistische Partei wollte die Gesellschaft mit Gewalt in eine Art Agrarkommunismus überführen. Dieser Prozess umfasste auch die fast vollständige Vertreibung der Bevölkerung der Hauptstadt Phnom Penh und weiterer großer Städte und mündete im Genozid in Kambodscha, der weltweite Bekanntheit erlangte. Bis zum Ende ihrer Herrschaft 1979 fielen der kommunistischen Partei nach den verbreitetsten Schätzungen etwa 1,7 bis 2,2 Millionen Kambodschaner (Khmer und Angehörige ethnischer und religiöser Minderheiten) zum Opfer. Die kommunistische Partei („Zentrale“ genannt) übernahm schrittweise die Kontrolle über die anderen Organisationen der Roten Khmer. So wurde zum Beispiel die Führungspositionen der Streitkräfte der Khmer Rumdo (Östliche Zone) durch Vertreter der kommunistischen Partei um Ta Mok (Führer der kommunistischen Partei in der Südwestlichen Zone) ersetzt. Kommandeure, die sich weigerten, wurden von der kommunistischen Partei ermordet. Dies führte 1977 zu einem Bürgerkrieg zwischen den Zonen (siehe So Phim, Massaker in der östlichen Zone). Pol Pot sagte 1975 selber aus, dass nur vier der 15 Khmer-Rouge-Divisionen hinter der Partei stünden und die restlichen Divisionen auf Parteilinie gebracht werden müssten.[6]

Nach ihrem gewaltsamen Sturz und der Zerschlagung ihres Regimes durch vietnamesische Invasionstruppen wurde die kommunistische Partei erneut zu einer Untergrundbewegung. Sie wurde bei ihrem Kampf gegen die vietnamesische Besatzungsmacht und die von ihr installierte Regierung der Volksrepublik Kampuchea von verschiedenen, auch westlichen Ländern unterstützt, bis sich die Nationalarmee des Demokratischen Kampuchea 1998 endgültig auflöste. Eine juristische Aufarbeitung hatte bis dato nicht stattgefunden. Die UNO begann erst in den 1990er Jahren auf eine juristische Aufarbeitung zu drängen und richtete das Rote-Khmer-Tribunal ein. Aufgrund eines Interessenkonflikts zwischen den UN und der Regierung Kambodschas fand der erste Prozess erst im Jahr 2007 statt.

Andere Rote Khmer beteiligten sich am Aufbau der von Vietnam geschaffenen Volksrepublik Kampuchea und Rote-Khmer-Kader besetzten bedeutende Positionen in der von Vietnam eingesetzten Regierung. Die von Rote-Khmer-Kadern wieder gegründete Kambodschanische Volkspartei berief sich auf die 1951 gegründete Partei gleichen Namens und distanzierte sich von der 1960 geschaffenen Arbeiterpartei um Pol Pot. Bis Juli 2023 wurde das Land von einem ehemaligen Rote-Khmer-Führer geprägt, dem Premierminister Hun Sen. Hun Sen konnte mit seiner Win-Win-Politik wesentliche Elemente der kommunistischen Partei in die kambodschanische Gesellschaft integrieren.

  1. United States Memorial Holocaust Museum: In 1960, a small group of Cambodians, led by Saloth Sar (later known as Pol Pot) and Nuon Chea, secretly formed the Communist Party of Kampuchea. This movement would become known as the Khmer Rouge, or “Red Khmers.”
  2. Ben Kiernan The American Bombardment of Kampuchea, 1969-1973, Seite 5: Further, a cease fire in Kampuchea would have prevented the Center consolidating what it called its “mastery over the revolutionary group(s) in every way”, which was far from complete. Sihanoukists. moderates, and pro-Vietnamese communists still predominated in the rural areas.
  3. Dmitry Mosyakov The Khmer Rouge and the Vietnamese Communists, Institute of Oriental Studies, Russian Academy of Sciences, S. 51.
  4. Khmer Rouge, (French: “Red Khmer”) also called Khmers Rouges, radical communist movement that ruled Cambodia from 1975 to 1979 after winning power through a guerrilla war. It was purportedly set up in 1967 as the armed wing of the Communist Party of Kampuchea.
  5. Kelvin Rowley Second Life, Second Death: The Khmer Rouge After 1978
  6. The Guardian: It is unclear exactly how many cadres and innocents were rounded up in these operations, but at one point Pol Pot said he thought only four of the army’s 15 divisions were loyal and that the rest needed to be brought into line.

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