Schatten (Mythologie)

Schatten ist in den mythologischen Vorstellungen vieler Kulturen ein Begriff für das Spiegelbild der Seele, für das „zweite Ich“ des Menschen, für dessen Doppelgänger oder Ebenbild, das meist in einem jenseitigen „Reich der Schatten“ angesiedelt und mit Dunkelheit, Nacht und Tod assoziiert wird. Der sichtbare Schatten gilt nach dem Volksglauben häufig als lebenswichtiger Bestandteil, der zum Wesen eines Menschen gehört und ihm aufgrund seiner Beweglichkeit nachfolgt und ihm vergleichbar mit dem ausströmenden Atem körperlich anhaftet. In der Ethnologie sind die Begriffe Freiseele und Schattenseele etabliert. Die Unterscheidung einer Schattenseele außerhalb des Körpers von einer Lebensseele im Körper ist ein bis weit in vorchristliche Zeit zurückgehendes Menschenbild. Der mit einer Lebenskrise verbundene Verlust des persönlichen Schattens ist ein psychologisches Grundmotiv in der europäischen romantischen Literatur des 19. Jahrhunderts.

In Zusammensetzungen wie „Schattenarbeit“ oder „Schattenkabinett“ hat das Wort „Schatten“ einen negativen Beiklang; lange Schatten können ängstigen und sind ein typisches Stilmittel mit Spannung aufgeladener Filme. Länger werdende Schatten künden vom Ende des Tages und den nahenden kalten Wintermonaten. Der Schatten symbolisiert im allgemeinsten Verständnis das bedrohlich wirkende Unbewusste.

Freiseele in Gestalt des Ba-Vogels im Ägyptischen Totenbuch

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