Schwedischer Wohlfahrtsstaat

Der schwedische Wohlfahrtsstaat (auch als „Folkhemmet“ bezeichnet) wurde als politisches Projekt ab den 1930er Jahren aufgebaut. In dieser Zeit ist der Begriff eng mit Ministerpräsident Per Albin Hansson verbunden, der den Begriff folkhemmet in einer Reichstagsdebatte im Jahre 1928 aufgriff und zu einem konkreten politischen Programm machte[1]. Seinen Höhepunkt erreichte er in den 1970er Jahren, als er alle Bürger vom Kleinkind (über die kommunale Kinderfürsorge) bis zum Rentner (über die kommunale Altenfürsorge) erfasste[2][3]. Die Schattenseite dieses Systems war, dass es zu Grenzsteuersätzen über 100 % führte. Astrid Lindgren, die auf ihre Einkommen 100,1 % Einkommensteuern bezahlen sollte, beschrieb dies in dem Zeitungsartikel „Pomperipossa in Monismanien[4][5]. Die auf den Artikel folgende politische Diskussion soll zum Wahlverlust der Sozialdemokraten in den Reichstagswahlen 1976 nach 44 Jahren sozialdemokratischer Herrschaft beigetragen haben.[6] Die hinter dem schwedischen Wohlfahrtsstaat stehenden gesellschaftspolitischen Grundannahmen werden auch als „schwedisches Modell“, „Dritter Weg“, oder Rehn-Meidner-Modell bezeichnet.

Durch die Bankenrettungen infolge der schwedischen Bankenkrise von 1990 bis 1992 kam es zu einschneidenden Veränderungen, insbesondere zu einer Kürzung vieler Sozialleistungen. Die erwartete demographische Entwicklung führte zu einem radikalen Umbau des Rentensystems, das an die wirtschaftliche Entwicklung gekoppelt war.

Die Finanzierung des Wohlfahrtsstaates erfolgt teils durch die Einkommensteuern, die von den Gemeinden und Provinziallandtagen erhoben werden, teils durch Arbeitgeberabgaben von derzeit (2018) 31,42 % des Bruttolohnes.[7]

  1. Niklas Ekdal: Per Albin Hansson, Albert Bonniers förlag, 2010, ISBN 978-91-0-011988-1
  2. Lennart Schön, En modern svensk ekonomisk historia, tillväxt och omvandling under två sekel, sns förlag, Stockholm, 2007, ISBN 978-91-85355-87-7
  3. Kjell Östberg, Jenny Andersson: Sveriges historia, 1965-2012, Norstedts, 2013, ISBN 978-91-1-302391-5
  4. Pomperipossa in Monismanien (schwedisch)
  5. Pomperipossa in Monismanien (deutsch)
  6. So versenkte Astrid die Regierung (schwedisch)
  7. Arbeitgeberabgaben (schwedisch)

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