Sequenz (Musik)

Melodisch-figurative Sequenz in Chopins Etüde in cis-Moll op. 10,4

Sequenz (lat. sequentia, „Folge“) bezeichnet in der musikalischen Satzlehre eine zeitliche Folge von gleichartigen musikalischen Abschnitten auf verschiedenen Tonstufen. Jede Sequenz besteht aus mehreren Sequenzgliedern. Sie beginnt mit einem (melodischen und/oder harmonischen) Sequenzmodell (Motiv oder Figur, kurz Modell). Anschließend wird das Modell wörtlich oder leicht variiert auf anderen Stufen wiederholt (sequenziert). Diesen Vorgang nennt man Sequenzierung. Dieselbe Bezeichnung verwendet man auch für die auf das Modell folgenden Sequenzglieder. Eine n-gliedrige Sequenz besteht also aus dem Modell und n – 1 Sequenzierungen.

Üblicherweise spricht man von einer Sequenz im eigentlichen Sinne erst dann, wenn das Modell mindestens zweimal sequenziert wird. Eine durch nur einmalige Sequenzierung entstehende zweigliedrige Sequenz nennt man auch Halbsequenz oder einfach Versetzung.

Eine oftmalige Sequenzierung kurzer Motive oder Figuren bezeichnet man auch als Kettensequenz oder Sequenzkette.

Bei der mehr als dreimaligen Sequenzierung längerer Abschnitte besteht die Gefahr einer monotonen und fantasielosen Wirkung, so dass solches manchmal verächtlich als Organistenzwirn bezeichnet wird. Die ebenfalls abfälligen Bezeichnungen Schusterfleck und Rosalie beziehen sich auf ein seit ca. 1750 als abgedroschen geltendes Sequenzmuster.

„Beim Eintritt in eine Sequenz weiß der Hörer für eine Weile voraus, was geschehen wird. Ein rechtes Maß an Sequenzen vermittelt den Eindruck der Verständlichkeit einer Sprache, ihrer Leichtigkeit und Mühelosigkeit; zu viele Sequenzen den Eindruck der Banalität.“

Diether de la Motte: Harmonielehre[1]
  1. Diether de la Motte: Harmonielehre. 5. Auflage. Bärenreiter-Verlag, Kassel 1985, ISBN 3-7618-0540-3, S. 113.

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