Sinotibetische Sprachen

Die sinotibetischen Sprachen (auch transhimalajische Sprachen genannt von George van Driem, Thomas Owen-Smith und anderen[1]) bilden mit rund 1,3 Milliarden Sprechern die zweitgrößte Sprachfamilie der Erde. Die insgesamt etwa 340 Sprachen werden in China, dem Himalaya-Gebiet und Südostasien gesprochen. Sie teilen sich nach Meinung der meisten Forscher in die beiden Hauptzweige Sinitisch („Chinesische Sprachen“, acht Sprachen mit 1,22 Milliarden Sprechern) und Tibetobirmanisch (330 Sprachen mit 70 Millionen Sprechern) auf. Das Sinotibetische ist im Hinblick auf Zeittiefe, interne Vielfalt und kulturelle Bedeutung durchaus mit der indogermanischen Sprachfamilie zu vergleichen.

Früher wurden häufig auch die Tai-Kadai-Sprachen, die Hmong-Mien-Sprachen (auch Miao-Yao-Sprachen genannt) und das Vietnamesische zum Sinotibetischen gerechnet. Seit etwa 1950 geht die Mehrheit der Forscher jedoch davon aus, dass die Tai- und Hmong-Mien-Sprachen jeweils eigene genetische Einheiten bilden und nicht näher mit dem Sinotibetischen verwandt sind, während das Vietnamesische als eine austroasiatische Sprache erkannt worden ist. Die Gemeinsamkeiten in der Phonologie, Syntax und dem Wortschatz zwischen diesen Sprachen und dem Sinotibetischen werden auf Entlehnungen und langzeitige areale Kontakte zurückgeführt.

Einige Linguisten vermuten, dass die jenisseischen Sprachen in Sibirien mit den chinesischen Sprachen (den sinotibetischen Sprachen) verwandt sind. Frühe Linguisten wie M. A. Castrén (1856), James Byrne (1892), und G. J. Ramstedt (1907) behaupten, dass die jenisseischen Sprachen Nord-Sinitischen Ursprungs sind. Diese Vermutung wird von den Linguisten Kai Donner (1930) und Karl Bouda (1957) unterstützt. Neuere Erkenntnisse unterstützen ebenfalls eine direkte Verwandtschaft mit den sinotibetischen Sprachen. So zeigen linguistische Analysen und autosomal-genetische Daten der jenisseischen Völker eine Verwandtschaft mit Han-Chinesen und Burmesen.[2] Der Linguist und Spezialist der jenisseischen Sprachen Edward Vajda vermutet ebenfalls eine Verwandtschaft mit den sinotibetischen Sprachen.[3]

Sinotibetische Sprachen (rot dargestellt) neben den anderen Sprachfamilien der Welt
Zweige der sinotibetischen Sprachen:
  • Sinitische Sprachen
  • Tibetische Sprachen
  • Lolo-Burmesische Sprachen
  • Karen-Sprachen
  • Andere
    1. George van Driem: “Trans-Himalayan”, in: Nathan Hill and Thomas Owen-Smith (Hrsg.): Trans-Himalayan Linguistics, Berlin: Mouton de Gruyter, 2014, S. 11–40.
    2. East Asian Studies 210 Notes: The Ket. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 6. April 2019; abgerufen am 6. September 2018.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/pandora.cii.wwu.edu
    3. VAJDA, Edward J. (2008). "Yeniseic" a chapter in the book Language isolates and microfamilies of Asia, Routledge, to be co-authored with Bernard Comrie; 53 pages.

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