Staatsmodell

Der Begriff Staatsmodell wird insbesondere in der Politik-, Rechts- und Wirtschaftswissenschaft zur modellhaften Charakterisierung von Staaten verwendet, wobei im Rahmen der Beschreibung und modernen begrifflichen Fixierung von Staatstypen in der Regel jeweils als wesentlich erachtete Merkmale in den Vordergrund gestellt werden. Staatsmodelle können Bestandteil einer politischen Philosophie[1], wissenschaftlichen Theorie[2], Utopie[3] oder auch Ideologie[4] sein. In der Literatur werden einzelne Staatsmodelle als Idealtyp[5], Ideal[6], Metapher[7] oder Leitbild[8] gekennzeichnet und auf spezifische Ideen[9], Konzepte[10] oder Konstrukte[11] zurückgeführt.

Zwar werden Staatsbegriffe, mit denen die formale Gliederung der staatlichen Institutionen sowie Herrschaftsform und Regierungssystem beschrieben werden, auch als Staatsmodelle bezeichnet (unter anderem Aristokratie, Demokratie, Diktatur, Monarchie, Republik);[12] allerdings wird für diese speziellen Modelle ebenso der weitaus enger gefasste und somit genauere wissenschaftliche Fachbegriff der Staatsform verwendet.[13]

Weiter gefasst als der Begriff Staatsmodell ist demgegenüber der Begriff des politischen Systems; Staat ist zwar wesentlicher Inhalt des Begriffs, jedoch nicht der ausschließliche.[14]

  1. Corinna Laude, Gilbert Heß (Hrsg.): Konzepte von Produktivität im Wandel vom Mittelalter in die Frühe Neuzeit. Berlin 2008, ISBN 978-3-05-004333-3, S. 30; Klaus M. Girardet, Ulrich Nortmann (Hrsg.): Menschenrechte und europäische Identität. Die antiken Grundlagen. Stuttgart 2005, ISBN 3-515-08637-4, S. 115.
  2. Steffen Kailitz (Hrsg.): Schlüsselwerke der Politikwissenschaft. Wiesbaden 2007, ISBN 3-531-14005-1, S. 337; Stefan Braum: Europäische Strafgesetzlichkeit. Frankfurt am Main 2003, ISBN 3-465-03245-4, S. 322.
  3. Zu Platons utopisches Staatsmodell: Ekkehard Martens: Philosophie und Bildung. Beiträge zur Philosophiedidaktik. Münster 2005, ISBN 3-8258-8898-3, S. 238; Pirmin Stekeler-Weithofer: Philosophiegeschichte. Berlin/New York 2006, ISBN 3-11-018556-3, S. 23; zu Morus utopisches Staatsmodell: Erik Zyber: Homo utopicus. Würzburg 2007, ISBN 3-8260-3550-X, S. 46.
  4. Hans-Georg Soeffner (Hrsg.): Figurative Politik. Zur Performanz der Macht in der modernen Gesellschaft. Opladen 2002, ISBN 3-8100-2631-X, S. 95; Oswald Wiener: Schriften zur Erkenntnistheorie. Wien/New York 1996, ISBN 3-211-82694-7, S. 8; Johan Hendrik Jacob van der Pot: Die Bewertung des technischen Fortschritts. Eine systematische Übersicht der Theorien. Bd. 1. Assen 1985, ISBN 90-232-1976-7, S. 332.
  5. Hans Joas: Die Anthropologie von Macht und Glauben. Göttingen 2008, ISBN 3-8353-0265-5, S. 49; Helmut Voelzkow: Jenseits nationaler Produktionsmodelle? Die Governance regionaler Wirtschaftscluster. Marburg 2007, ISBN 3-89518-611-2, S. 48; Markus Winkler: „Décadence actuelle“. Benjamin Constants Kritik der französischen Aufklärung. Frankfurt am Main/Bern [u. a.] 1984, ISBN 3-8204-7839-6, S. 272.
  6. Reinhold Zippelius: Geschichte der Staatsideen. München 2003, ISBN 3-406-49494-3, S. 23.
  7. Seiji Osawa: Georg Büchners Philosophiekritik. Eine Untersuchung auf der Grundlage seiner Descartes- und Spinoza-Exzerpte. Marburg 1999, ISBN 3-8288-8067-3, S. 140.
  8. Susanne Baer: „Der Bürger“ im Verwaltungsrecht. Subjektkonstruktion durch Leitbilder vom Staat. Tübingen 2006, ISBN 3-16-147514-3, S. 89 ff.; Leonhard Alexander Burckhardt: Politische Strategien der Optimaten in der späten römischen Republik. Stuttgart 1988, ISBN 3-515-05098-1, S. 271.
  9. Francis Cheneval (Hrsg.): Legitimationsgrundlagen der Europäischen Union. Münster/Hamburg/London 2005, ISBN 3-8258-8011-7, S. 306; Arthur Benz: Der moderne Staat. Grundlagen der politologischen Analyse. Oldenbourg, München/Wien 2001, ISBN 3-486-23636-9, S. 21.
  10. Anton Bierl: Antike Literatur in neuer Deutung. Saur, München/Leipzig 2004, ISBN 3-598-73016-0, S. 231; Armin von Bogdandy (Hrsg.): Europäisches Verfassungsrecht. Theoretische und dogmatische Grundzüge. Berlin/Heidelberg [u. a.] 2003, ISBN 3-540-43834-3, S. 100; Roland Mugerauer: Sokratische Pädagogik. Marburg 1992, ISBN 3-929019-50-7, S. 154.
  11. Manfred G. Schmidt: Demokratietheorien. Eine Einführung. Wiesbaden 2006, ISBN 3-8100-2635-2, S. 84; Thorsten Anderl: Gesetzgebung und kooperatives Regierungshandeln. Berlin 2006, ISBN 3-8305-1257-0, S. 147; Rolf Gröschner: Rechts- und Staatsphilosophie. Ein dogmenphilosophischer Dialog. Berlin/Heidelberg [u. a.] 2000, ISBN 3-540-64628-0, S. 25.
  12. Aristokratie: Eckart Schütrumpf (Hrsg.): Aristoteles. Bd. 9: Politik, Teil 4. Buch VII–VIII: Über die beste Verfassung. Berlin 2005, ISBN 3-05-003561-7, S. 111; Demokratie: Manfred G. Schmidt: Demokratietheorien. Eine Einführung. Wiesbaden 2006, S. 89; Diktatur: Paul Kevenhörster: Politikwissenschaft. Bd. 1. 3. Aufl., Wiesbaden 2008, ISBN 978-3-531-15214-1, S. 237; Monarchie: Christoph Sowada: Der gesetzliche Richter im Strafverfahren. Berlin/New York 2002, ISBN 3-11-017066-3, S. 56; Republik: Thomas Becker: Die Hegemonie der Moderne. Hildesheim/Zürich [u. a.] 1996, ISBN 3-487-10134-3, S. 19.
  13. Hiltrud Naßmacher: Politikwissenschaft. 5., bearb. und erw. Aufl., Oldenbourg, München/Wien 2004, ISBN 3-486-20037-2, S. 314 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche); diese Begrifflichkeit hat zudem eine lange Tradition in Deutschland, dargelegt etwa in Friedrich Harms: Abhandlungen zur systematischen Philosophie. Berlin 1868, S. 42 ff. (online in der Google-Buchsuche).
  14. Otfried Jarren, Patrick Donges: Politische Kommunikation in der Mediengesellschaft. Eine Einführung. 2., überarb. Aufl., Wiesbaden 2006, ISBN 3-531-33373-9, S. 73.

© MMXXIII Rich X Search. We shall prevail. All rights reserved. Rich X Search