Stein von Rosette

Der Stein von Rosette im British Museum. Entlang des oberen linken Randes zieht sich ein heller Streifen, der von einer Erzader verursacht wird.

Der Stein von Rosette oder Stein von Rosetta, auch kurz Rosetta-Stein (arabisch حجر رشيد, DMG Ḥaǧar Rašīd, französisch pierre de Rosette, englisch Rosetta Stone) ist das Fragment einer Stele aus Memphis (Ägypten) aus Granodiorit und enthält ein mehrsprachiges Synodaldekret von 196 v. Chr. aus der Zeit der altgriechisch-makedonisch-ptolemäischen Dynastie, erstellt im Auftrag des Königs Ptolemaios V. Epiphanes, eines Nachfolgers von Alexander dem Großen. Der Stein von Rosette war entscheidend für die Entschlüsselung der ägyptischen Hieroglyphen.

Im oberen Teil befindet sich eine Inschrift in ägyptischen Hieroglyphen – damals noch als Sakralschrift von ägyptischen Gelehrten genutzt. Für den Text in der Mitte wird die ägyptische Gebrauchsschrift Demotisch für die altägyptische Sprache benutzt. Im unteren Teil findet sich eine Übersetzung in das in der Verwaltung gebräuchliche Altgriechisch.

Der Stein wurde während der hellenistischen Zeit gemeißelt und war vermutlich in einem Tempel ausgestellt, möglicherweise in der königlichen Hauptstadt Sais, dann in der Spätantike oder während der Mamlukenzeit verlegt und diente als Material beim Bau von Fort Jullien[1][2], jetzt Fort Rashid in der Nähe der Stadt Rosette im Nildelta. Er fiel im Juli 1799 einem Soldaten unter dem französischen Offizier Pierre-François Bouchard während des napoleonischen Feldzugs in Ägypten auf und war der erste zweisprachige altägyptische Text, der in der Neuzeit entdeckt wurde. Die Gipsabgüsse kursierten bald in europäischen Museen und unter Gelehrten. Nachdem die Briten die Franzosen besiegt hatten, wurde der Stein 1801 von Alexandria nach London gebracht. Er ist seit 1802 im British Museum in London[3] das meistbesuchte Objekt.

1803 wurde die erste vollständige Übersetzung des griechischen Textes veröffentlicht. Jean-François Champollion kündigte 1822 in Paris die Transliteration der ägyptischen Schriften an. Fortschritte bei der Dekodierung waren die Erkenntnis, dass der Stein drei Versionen desselben Textes bot; dass der demotische Text phonetische Zeichen verwendete, um ausländische Namen zu buchstabieren (1802); dass der hieroglyphische Text dies ebenfalls tat und Ähnlichkeiten mit dem Demotischen (1814) aufwies; dass phonetische Zeichen auch verwendet wurden, um einheimische ägyptische Wörter zu buchstabieren (1822–1824).

Später wurden drei weitere fragmentarische Kopien desselben Dekrets entdeckt, und es wurden weitere ähnliche ägyptische zwei- oder dreisprachige Inschriften bekannt, darunter drei frühere Synodaldekrete: das Dekret von Alexandria aus dem Jahr 243 v. Chr., das Kanopus-Dekret im Jahr 238 v. Chr. und das Memphis-Dekret von Ptolemaios IV., ca. 218 v. Chr. Der Rosetta-Stein ist nicht einzigartig, doch war er ein Schlüssel und der Begriff „Rosetta-Stein“ wird verwendet, um auf einen wesentlichen Hinweis bei Entschlüsselungen zu verweisen.

  1. Laurent Jullien: Campagne d'Égypte de Bonaparte - L'affaire Alqam ou l'assassinat de Thomas Prosper Jullien, aide de camp de Bonaparte en Égypte. Editions Universitaires Européennes, Saarbrücken 2016, ISBN 978-3-8416-1160-4.
  2. Stephane Pradines: Napoleonic Fortifications in Egypt 1798-1801. In: Fort. Band 42, 2024, ISSN 0261-586X, S. 103, S. 106 (Volltext online)
  3. The British Museum: Der Stein von Rosette. (englisch); Auf: blog.britishmuseum.org; abgerufen am 26. April 2020.

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