Syrisches Christentum

Das Syrische Christentum ist der Teil des östlichen Christentums, das im Gebiet des antiken Syriens entstand und auf die syrische Tradition des Patriarchats Antiochien (westsyrisch) und des Katholikats Seleukia-Ktesiphon (ostsyrisch) zurückgeht. Das syrische Christentum wird generell unterteilt in westsyrisches und ostsyrisches Christentum.[1]

Die Kirchensprache der Schriften und des Gottesdienstes war regional für einige Zeit das Christlich-Palästinisch-Aramäische, verbreiteter das Syrische, wobei sich leicht variierende Sprach- und Schriftformen des ostsyrischen und westsyrischen Christentums bildeten. Die chalcedonensischen Christen, die sich nicht von der Staatskirche des Römisch-Byzantinischen Reiches trennten, in den Patriarchaten von Jerusalem und Antiochien verwendeten daneben, vor allem in ihren Zentren, weiterhin auch das Griechische. Sie werden deshalb, und wegen ihrer Nähe zum griechischen Kaisertum und der byzantinischen Kirche, auch als rum-orthodoxe Christen (Rum = rhomäisch) oder griechisch-orthodoxe Christen des Orients bezeichnet. Später trat neben das Syrische sehr stark das Arabische, besonders bei den rum-orthodoxen Kirchen und den Maroniten, aber auch in einigen Regionen der syrisch-orthodoxen und -katholischen und der assyrischen, altassyrischen und chaldäischen Christen.

Der Tur-Abdin gilt als das historische Kernland der syrisch-orthodoxen Christen des westsyrischen Ritus, die sich mit den ostsyrischen Christen zusammen je nach Bewegung auch als Assyrer oder Aramäer betrachten.[2]

Zu den syrischen Christen gehören verschiedene Volksgruppen des Vorderen Orients, vor allem jedoch Assyrer-Suryoye (auch bekannt als Aramäer und Chaldäer) sowie Arabische Christen. Bibel (Peschitta) und Liturgie sind traditionell in syrischer Sprache in Gebrauch, einer Varietät des zur biblischen Zeit gesprochenen Aramäisch. In dieser Sprache entwickelte das syrische Christentum eine reichhaltige christliche Literatur theologischen und profanen Inhalts.

Die wichtigsten kirchlichen Zentren sind Antiochien, Edessa, Damaskus, Beirut und Bagdad. Aus dem aramäischen Dialekt von Edessa entwickelte sich die syrische Kirchensprache. In Antiochien wurden die Mitglieder der Gemeinde als erste überhaupt als christianoi, als Christen bezeichnet.[3]

Feier der Alt-Jerusalemer Liturgie durch die Jakobiten (in Indien)

Die ostsyrische „Kirche des Ostens“ betrieb in der Spätantike und im Mittelalter eine weiträumige Mission über Persien und Mittelasien bis nach China und Südindien, wodurch auch Teile von Bevölkerungsgruppen, die niemals eine syrisch-aramäische Sprachform gesprochen hatten, zu dieser Kirche mit syrischer Kirchensprache konvertierten. Die meisten dieser „nestorianischen“ Christen verschwanden mit den Verwüstungen der Mongolenzüge und besonders Timurs und dem Zerfall der Kirchenhierarchie wieder aus der Geschichte. Nur die Thomaschristen in Südindien blieben erhalten, die bis ins 16. Jahrhundert allein zur „assyrisch“ genannten Kirche des Ostens gehörten. Die Versuche der portugiesischen Kolonialherren, die Thomaschristen auf der Synode von Diamper 1599 der katholischen Kirche anzuschließen, führten dazu, dass sich einige von ihnen dem katholisch-unierten Zweig mit ostsyrischem Ritus anschlossen. Nach Unterbrechung der Kontakte entstand 1814 aus ihnen auch wieder ein Zweig, der sich mit der unabhängigen assyrischen Kirche des Ostens verband. Ein anderer Teil der Thomaschristen leistete dem Katholizismus mit dem Schwur vom Schiefen Kreuz Widerstand und unterstellte sich 1665, weil die ostsyrische Kirche wenig Unterstützung geben konnte, der westsyrischen syrisch-orthodoxen („jakobitischen“) Kirche, die bis dahin nicht in der Region vertreten war. Über die Frage eines autonomen Katholikats innerhalb der syrisch-orthodoxen Kirche oder einer unabhängigen Kirche und als Folge weiterer katholischer und evangelischer Missionierungsversuche spalteten sie sich in der Folge in mehrere Kirchen mit westsyrischem Ritus.

  1. Andreas FeldtkellerSyrien III – Von der Spätantike bis zur Gegenwart. In: Theologische Realenzyklopädie (TRE). Band 32, de Gruyter, Berlin / New York 2001, ISBN 3-11-016712-3, S. 589–595.
  2. Svante Lundgren: Die Assyrer: Von Ninive bis Gütersloh. Lit Verlag, Münster 2016, ISBN 978-3-643-13256-7, S. 175.
  3. Christoph Leonhardt: The Greek- and the Syriac-Orthodox Patriarchates of Antioch in the context of the Syrian Conflict. (Memento des Originals vom 9. Juni 2020 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/corepaedia.pub In: Chronos 33 (2016), S. 193–242.

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