Textkritik

Die Textkritik (von altgriechisch κριτικός und lateinisch criticus als Bezeichnung des Philologen) dient der wissenschaftlichen Untersuchung überlieferter Texte und ihrer Varianten. Je nach Erkenntnisinteresse, Überlieferungslage und methodischem Ansatz steht dabei die Rekonstruktion eines Stammbaums (Stemma codicum) der Textzeugen oder allein die Dokumentation vorkommender Varianten im Mittelpunkt.

Soweit die textkritische Untersuchung ein präzises Modell der Überlieferung ergibt, erlaubt dies auch die Rekonstruktion nicht erhaltener Textstufen. Dies wird meistens genutzt, um die ursprüngliche Fassung eines historischen Textes (oft „Original“ oder „Urtext“ genannt) oder zumindest die ursprünglichste erschließbare Fassung („Archetyp“) anhand mehrerer, aber im Wortlaut unterschiedlicher Textzeugen zu rekonstruieren. Auch andere Textstufen, zum Beispiel die am weitesten verbreitete Fassung, können Ziel der Rekonstruktion sein.

Das Ergebnis textkritischer Arbeit ist in jedem Fall ein Text, der als gesicherte Grundlage der Textinterpretation bzw. Exegese dienen kann; er kann auch den Obertext einer historisch-kritischen Ausgabe des Textes bilden.

Textkritik wird in allen historisch arbeitenden Disziplinen, die sich mit der Interpretation überlieferter Texte befassen, betrieben (insbesondere Philologie, Theologie, Philosophie und Geschichtswissenschaft). Die junge Disziplin der Editionswissenschaft reflektiert die Methoden und die Begrifflichkeit der Textkritik und anderer Aspekte der Erstellung historisch-kritischer Editionen.


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