Trauma (Medizin)

Als Trauma (Plural Traumata oder Traumen; von altgriechisch τραῦμα Wunde) oder Verletzung bezeichnet man in der Medizin und der Biologie eine Schädigung oder Verwundung lebenden Gewebes, die durch Gewalt­einwirkung von außen entsteht. Physikalisch gesehen wird ein Trauma durch einen plötzlichen Energietransfer oder den plötzlichen Entzug von Wärme oder Sauerstoff ausgelöst, die Energie kann mechanisch (z. B. durch Unfall), thermisch (Verbrennung), elektrisch, chemisch oder durch Strahlen auf den Körper einwirken.[1] Während „Trauma“ das gesamte Verletzungsgeschehen umfasst, wird für eine Einzelverletzung auch der Begriff „Läsion“ verwendet. Die Lehre der Verletzungsarten und deren Behandlung wird als Traumatologie bezeichnet.

Im übertragenen Sinne werden in Medizin und Psychologie auch schwere seelische Verletzungen als Traumata bezeichnet (ICD-10 F43.1). Das Adjektiv „traumatisiert“ wird vorwiegend in diesem psychischen Zusammenhang verwendet. Störungen, die nach einem Trauma auftreten, werden als posttraumatisch bezeichnet, beispielsweise die posttraumatische Arthrose, der mit Veränderungen der Aussschüttung endokriner Hormone verbundene posttraumatische Stoffwechsel[2] oder die posttraumatische Belastungsstörung.

Die körperlichen Verletzungen schädigen den Betroffenen nicht nur durch die direkte Gewebsverletzung (Wunde, Gewebszerstörung, Knochenbruch), sondern haben auch indirekte Auswirkungen auf den Gesamtorganismus. So können aus dem Blutverlust oder durch aus dem Zellverbund herausgelöste Zellen eine Fettembolie, eine Crush-Niere bzw. eine Freisetzung von Gewebshormonen entstehen.

Den posttraumatischen Stoffwechsel oder „Postaggressionsstoffwechsel[3] (ein durch Stress bzw. metabolischen Stress nach Traumen oder Operationen[4] hervorgerufenes Adaptationssyndrom) haben Karl-Heinz Altemeyer und Mitarbeiter 1984 (ähnlich wie es schon ab 1930 David P. Cuthbertson und ab 1946 Hans Selye sowie zwischen 1940 und 1960 Francis Daniels Moore es taten) in Stadien oder Phasen[5] unterteilt:

  • Akutphase (bis zu 24 Stunden nach einem schweren Trauma, etwa einem Polytrauma,[6] aber auch bei Sepsis, Verbrennung und kardiogenem Schock, genannt auch „Aggressionsphase“): Dominanz der Katecholamine (erhöhte Adrenalin- und Noradrenalinspiegel), Suppression der (anabolen) Insulinsekretion, vermehrte (katabole) antiinsulinäre Hormone (Anstieg von Glukagon, Kortisol und Wachstumshormon); Phase des absoluten Insulinmangels und erhöhter Energieumsatz zur akuten Bereitstellung von Energie mit maximaler Stimulation von Glykogenolyse und Lipolyse (Fettabbau) sowie gesteigerter Glukoneogenese und (vor allem in der Muskulatur) Proteolyse (veraltet „Eiweißzerfall“[7]). Eine Ernährungstherapie ist hier in den meisten Fällen noch nicht sinnvoll.
  • Übergangsphase (bei leichteren Traumen oder nach mittelschweren operativen Eingriffen die Anfangsphase, genannt auch „Postaggressionsphase“): Rückkehr der Stimulierbarkeit von Insulin bei weiterhin erhöhten antiinsulinären Hormonen und noch unzureichender Insulinsekretion (Phase des relativen Insulinmangels)
  • Reparationsphase (nach Tagen, mehrere Wochen): Dominanz des wieder normal reagierenden Insulins bei normalisierten Werten der antiinsulinären Hormone, verlorengeganges Muskelprotein wird wieder aufgebaut (Anabolie) und eine Ernährungstherapie ist nun in vollem Umfang möglich.

Häufige Symptome eines psychischen Traumas sind unter anderem Orientierungsverlust, Sprachschwierigkeiten, Hilflosigkeit, Versagensängste, Veränderung des Sprachbildes, Niedergeschlagenheit, Desinteresse, Gereiztheit, Aggression, Rücksichtslosigkeit und Gedächtnislücken.

  1. Robyn Norton, Olive Kobusingye: Injuries. In: New England Journal of Medicine. Band 368, Nr. 18, 2. Mai 2013, S. 1723–1730, doi:10.1056/NEJMra1109343.
  2. Karl-Heinz Altemeyer, Wulf Seeling, Jürgen E. Schmitz, Bernd Koßmann: Posttraumatischer Stoffwechsel – Grundlagen und klinische Aspekte. In: Der Anaesthesist. Band 33, Heft 1, Januar 1984, S. 4–10.
  3. Georg Heberer, K. Schultis, K. Hoffmann: Postaggressionsstoffwechsel. 2 Bände. Schattauer, Stuttgart / New York 1976–1980.
  4. M. Elliot, K. Alberti: The hormonal and metabolic response to surgery and trauma. New aspects of clinical nutrition. Karger, Basel 1983.
  5. K.-H. Altemeyer, W. Seeling, J. E. Schmitz, B. Koßmann: Posttraumatischer Stoffwechsel – Grundlagen und klinische Aspekte. In: Der Anaesthesist. Band 33, Heft 1, Januar 1984, S. 4–10.
  6. Vgl. auch Peter Sefrin: Polytrauma und Stoffwechsel (= Anaesthesiologie und Intensivmedizin. Band 135). Springer, Berlin / Heidelberg / New York 1981.
  7. Vgl. etwa Max Bürger, Max Grauhan: Über postoperativen Eiweißzerfall. In: Zeitschrift für die gesamte experimentelle Medizin Band 27, 1922, S. 7 ff., Band 35, 1923, S. 16 ff., und Band 42, 1924, S. 345 ff., sowie Max Bürger, Max Grauhan: Der postoperative Eiweißzerfall, sein Nachweis und seine Bedeutung. In: Klinische Wochenschrift. 6, 1927, S. 1716 ff. und 1767 ff.

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