Typografie

Traditionelle Typografie: Lettern in einem Setzkasten
Moderne Werbetypografie: Kammermusikfestival-Plakat (2011)
Kreativ-experimentelle Typografie mit alten Schriftmustern in dem Magazin Broadway

Der Begriff Typografie (empfohlene Duden-Schreibweise: mit „f“ zum Beginn der letzten Silbe; früher: Typographie – abgeleitet von dem altgriechischen Wort týpos für Schlag, Abdruck, Figur, Typ und dem Zusatz -graphie für Schreiben) umfasst im engeren Sinn alle Aspekte der Gestaltung und Anordnung von Schriftzeichen, insbesondere im Druck und auf Bildschirmen und Anzeigen. Der Begriff kam erstmals in der Renaissance auf. Hier charakterisierte er die Buchdruckerkunst inklusive der dort auftretenden technischen und ästhetischen Fragen.

Seit der Erfindung des Drucks mit beweglichen Lettern durch Johannes Gutenberg haben sich in Verständnis und Praxis von Typografie gravierende Veränderungen ergeben. Während sich in der frühen und mittleren Neuzeit Typografie hauptsächlich mit Fragen des Buchdrucks beschäftigte, wurden im 19. und 20. Jahrhundert auch Fragen der Werbegestaltung, der Gestaltung von Corporate Designs sowie öffentlichen Infosystemen Teil typografischer Praxis. Technisch hat das – traditionell mit den Berufen des Schriftsetzers sowie Grafikdesigners verbundene – Gestalten von Texten sowie deren Vervielfältigung ebenfalls elementare Veränderungen durchgemacht. Wegen der teils jahrhundertealten Tradition der zusammenhängenden Berufe, die bis in die Zeit der Zünfte zurückgehen, musste der Markt für digitale Arbeitswerkzeuge erst durch die Lösung von berufstypischen Problemstellungen am Computer erschlossen werden, bevor sie etablierte Methodik verdrängen konnten. Typografie am Bildschirm diente zunächst nur dem Dialog zwischen Anwender und Maschine, bevor sie selbst zu einem digitalisierten Produkt wurde und die Vielfalt der Gebrauchstypografie, unter anderem durch die Ablösung von Schreibmaschinen, erweitern konnte. Die jüngsten Veränderungen in der Typografie umfassen ihre Darstellung auf immer höher aufgelösten Bildschirmen und Anzeigen, sodass das Gebiet aus dem Schatten der Druckherstellung herausgetreten ist und sich der Veröffentlichung von Texten im und durch das Internet zuwendet. Zunehmend beeinflussen Fragen der Typografie selbst ebenfalls Anzeige- und Darstellungstechnik auf Hardware- und Softwareebene.

Allgemein wird die Typografie als „dienende Kunst“ betrachtet. Im Mittelpunkt steht die optimale Leserlichkeit von Texten sowie ihre zweckdienliche und zielgruppenadäquate Gestaltung. Die Typografie gliedert sich auf in unterschiedliche Bereiche: die Mikrotypografie (die sich dem Satzbild sowie Lesbarkeitsfragen im engeren Sinn widmet), die Makrotypografie (bei der gestalterische Fragen im Vordergrund stehen), der Gebrauch sowie die Erstellung von Schriften und schließlich die wissenschaftliche oder auch praxisorientierte Behandlung typografischer Fragen – ein Bereich, der das Archivieren und Katalogisieren von Informationen ebenso beinhaltet wie das Sammeln sowie Weitergeben von fachhistorischem Wissen. Als Fachgebiet hat die Typografie ein umfangreiches Fachvokabular entwickelt – von altertümelnden Begriffen wie „Hurenkinder“ und „Schusterjungen“ (für alleinstehende Absatzenden am Ende oder Beginn einer Seite) bis hin zu neuen Begriffen aus der Software-Entwicklung.


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