Verlangen

Verlangen (desiderium [lat.], desire [engl.], désir [frz.]) ist ein Erregungszustand, der die menschliche Psyche auf bestimmte Zielzustände richtet. Dieses Gerichtetsein hat gemäß der sogenannten Anreiztheorien[1] die Form der Erwartung von etwas, was für das Individuum einen Anreizwert darstellt. Anreiz ist die antizipierte Emotion mit Blick auf den Zielzustand, der Anreizwert das Maß an positiver Emotion, das mit dem anvisierten Zielzustand verbunden wird.[2]

Begehren, Wünschen, Sehnen, Streben, Wollen usw. bringen Nuancen des Verlangens zum Ausdruck.

Verlangen ist im Prinzip ein aus zwei Teilakten zusammengesetzter intentionaler Akt: einem Repräsentationsakt (Wahrnehmung, Imagination, Denken, Emotion) und einem konativen Akt (Wunsch, Wille).[3]

Verlangensakte sind stets ausgerichtet auf etwas, was einen positiven Reiz auszulösen verspricht. Mit Aristoteles Worten: Alles Streben ist gerichtet auf ein Gut.[4] Das Verlangen zielt über verschiedene Verlangensakte hinweg auf diejenigen Gegenstände oder Zielzustände, die das größtmögliche Gut darstellen. Man kann das menschliche Verlangen als letztlich auf ein höchstes Gut (Augustinus von Hippo: summum bonum) ausgerichtet verstehen.[5]

  1. Vgl. Jutta Heckhausen ; Heinz Heckhausen: Motivation und Handeln. 4. Aufl. Berlin 2010, 105-143.
  2. Vgl. Jörg Disse: Desiderium. Eine Philosophie des Verlangens. Stuttgart : Kohlhammer, 2016, 98f.
  3. Vgl. Jörg Disse: Desiderium. Eine Philosophie des Verlangens. Stuttgart : Kohlhammer, 2016, 74-105
  4. Aristoteles: Nikomachische Ethik, I,1.
  5. Vgl. Jörg Disse: Desiderium. Eine Philosophie des Verlangens. Stuttgart : Kohlhammer, 2016, 105-110.

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