Wiener Stadtbahn

Die Station Josefstädter Straße ist ein typisches Beispiel für eine Wagner’sche Stadtbahnstation in Hochlage
Klassischer Pavillon als Zugang zu einer Stadtbahnstation in Tieflage, hier auf dem Karlsplatz
Die Wientalbrücke zählt heute zu den bekanntesten Bauwerken der Stadtbahn
Historische Stationsbeschriftung der Station Gersthof, kombiniert mit neuzeitlicher S-Bahn-Fahrgastinformation

Die Wiener Stadtbahn, auch als Wiener Stadt- und Verbindungsbahn bezeichnet, war ein 1898 eröffnetes öffentliches Nahverkehrsmittel in der österreichischen Hauptstadt Wien und ihrer Umgebung. Ursprünglich handelte es sich um eine, von den k.k. Staatsbahnen mit Dampflokomotiven betriebene und als Vollbahn klassifizierte, normalspurige Eisenbahn, die neben dem Personenverkehr auch dem Transport von Post, Gepäck und Gütern diente.[1] Ihr 37,918 Kilometer langes engeres Netz bestand aus sechs Einzelstrecken, namentlich der Oberen Wientallinie, der Unteren Wientallinie, der Donaukanallinie, der Gürtellinie, dem Verbindungsbogen und der Vorortelinie.[2] 1925 übernahm schließlich die kommunal betriebene Wiener Elektrische Stadtbahn einen Großteil dieses Netzes, die wiederum zwischen 1976 und 1989 in der Wiener U-Bahn aufging. Nur die Vorortelinie blieb bei der Staatsbahn, sie ist seit 1987 Teil der Wiener S-Bahn.

Das engere Netz ist somit heute durchgängig elektrifiziert und wird von den Wiener Linien (WL) mit den Linien U4 und U6 sowie den Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) mit der Linie S45 bedient. Lediglich ein kurzes Stück der Gürtellinie, der größte Teil des Verbindungsbogens sowie die Zwischenstation Unter-Döbling sind heute stillgelegt.

Die Stadtbahn war auch im dicht verbauten Stadtgebiet von Beginn an durchgehend kreuzungsfrei, das heißt ohne Bahnübergänge, und damit sehr aufwändig trassiert. Sie erhielt zahlreiche als Hochbahn ausgeführte Abschnitte auf Brücken, Viadukten und den charakteristischen gemauerten Stadtbahnbögen sowie weitere Teilstrecken in Tieflage in Einschnitten, in Galerien oder als Unterpflasterbahn direkt unter der Straßenoberfläche.

Sie zählt zu den Hauptwerken des Architekten Otto Wagner, der nicht nur den Unterbau und sämtliche Hochbauten wie Stützwände, Futtermauern, Brücken, Viadukte, Tunnelportale und Stationen einheitlich gestaltete, sondern auch alle zugehörigen Fahrkarten- und Gepäckschalter, Bodenbeläge, Geländer, Aufzüge, Gitter, Tore, Möbel, Wasserleitungen sowie Heiz- und Beleuchtungskörper.[3] Die Infrastruktur blieb in weiten Teilen erhalten und zählt als Gesamtkunstwerk im Übergangsstil zwischen Späthistorismus und frühem Jugendstil zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt. Sämtliche Anlagen sind heute denkmalgeschützt.

  1. Wiener Stadtbahn. In: Victor von Röll (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Auflage. Band 10: Übergangsbrücken–Zwischenstation. Urban & Schwarzenberg, Berlin / Wien 1923, S. 396 ff.
  2. Die Wiener Stadtbahn seit ihrem Bestande von 1898 bis 1908, bearbeitet im k.k. Eisenbahnministerium, Druck und Verlag der k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1909, S. 4.
  3. Alfred Wolf: 9 Wege im 9. Bezirk – Überblick von der U-Bahn. Auf: austria-forum.org. Abgerufen am 9. Oktober 2017.

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