Bewegungswissenschaft

Gegenstand der Bewegungswissenschaft oder Kinesiologie (altgriechisch κίνησις kínēsis ‚Bewegung‘) sind die Bewegungen von Lebewesen, insbesondere die des Menschen.

Da die Bewegung in allen Bereichen des Lebens eine wichtige Rolle spielt, haben sich zu ihrer Erforschung eine Reihe von Teildisziplinen herausgebildet. Sie werden in Fakultäten für Bewegungswissenschaften durch eigene Abteilungen vertreten, die mit je unterschiedlicher Betrachtungsweise Bewegungen naturwissenschaftlich und geisteswissenschaftlich untersuchen. Hierzu gehören sowohl Funktionelle Anatomie, Arbeitsphysiologie und Biomechanik als Teildisziplinen, bei denen die materialabhängige Umsetzung von Energie in Bewegung betrachtet wird, als auch Bewegungskontrolle, psychomotorisches Verhalten und Bewegungs- oder Sportsoziologie, bei denen die Verarbeitung von Informationen im Mittelpunkt steht.[1]

Die Grundlagen der Bewegungsforschung gehen bis auf Aristoteles (384–322) (De Motu Animalium), Leonardo da Vinci (1452–1519), Galileo Galilei (1564–1642), Giovanni Alfonso Borelli (1608–1679), Leonhard Euler (1707–1783) sowie Joseph-Louis Lagrange (1736–1813) zurück. Zu den Anwendungsgebieten der Bewegungswissenschaft zählen vor allem die Arbeitswissenschaft (Ergonomie),[2] die Ergotherapie und Physiotherapie,[3] die Orthopädie, die Rehabilitationswissenschaft sowie die Sportwissenschaft.

In Deutschland bezieht sich der Begriff der Bewegungswissenschaft[4], auch als Motorikwissenschaft, Sportmotorik oder Kinesiologie bezeichnet,[4] zumeist auf Bereiche des Sports und wird als Teildisziplin der Sportwissenschaft verstanden. Sie befasst sich mit den äußerlich beobachtbaren Erscheinungen und Veränderungen (Außenaspekt) sowie den körperinternen Steuerungs- und Funktionsprozessen, die eine Bewegung ermöglichen (Innenaspekt). Es werden Fragestellungen aus den Bereichen Motorik, Lernen, Entwicklung, Verhalten, Handeln, Emotion, Motive, Sensorik und Kognition[4] untersucht und Methoden der Physik, Chemie, Mathematik, Physiologie, Anatomie,[5] Psychologie und Pädagogik verwendet. Anwendung finden ihre Ergebnisse unter anderem im Leistungs-, Schul-, Breiten- und Gesundheitssport.

  1. Heidrun H. Schewe: Bewegungswissenschaften. Teil 1: Krankengymnastik 5. 1996, S. 664.
  2. Holger Luczak, Walter Volpert (Hrsg.): Handbuch der Arbeitswissenschaft. Schaeffer-Poeschel Verlag, Stuttgart 1997, S. 368–400.
  3. Anne Shumway-Cook, Marjorie H. Woollacott: Motor Control – Translating Research into Practice. 3. Auflage. Lippincott Williams & Wilkins, Philadelphia 2007, ISBN 978-0-7817-6691-3, S. 4.
  4. a b c Rainer Wollny: Bewegungswissenschaft: Ein Lehrbuch in 12 Lektionen. 2. Auflage. Meyer & Meyer, Aachen 2010, ISBN 978-3-89899-183-4, S. 19.
  5. David Winter: The Biomechanics and Motor Control of Human Movement. Wiley, J, New York 2009, ISBN 978-0-470-39818-0, S. 1.

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